ESSEN (dpa-AFX) - Deutschland ist nach Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier "über die Jahre ein Land mit Migrationshintergrund geworden". Das Land sei durch Migration vielfältiger und offener geworden, betonte Steinmeier am Dienstag bei seinem Ruhrgebietsbesuch nach dem Besuch einer Fotoausstellung in Essen. Anlass für den Besuch war der Abschluss des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens vor 60 Jahren.

Thema der dokumentarischen Fotografien des türkischen Fotografen Ergun Çagatay (1937-2018) ist die Einwanderung der ersten und zweiten Generation von "Gastarbeitern" und "Gastarbeiterinnen" aus der Türkei. Çagatay hatte 1990 mehrere Städte in Deutschland besucht und Tausende Aufnahmen in Arbeitswelt und Privatleben gemacht.

"In dieser Ausstellung kann man vor allen Dingen lernen, dass wir nichts schön zu reden haben." Die Bedingungen, unter denen die erste Generation der damals noch sogenannten Gastarbeiter gekommen ist, sei ausgesprochen schwierig gewesen. Lernen könne man auch, "dass wir uns auch sehr schwer getan haben, die Tatsache, dass wir Zuwanderung haben, anzuerkennen".

Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender trafen in der Ausstellung auch den früheren Bergmann Osman Cinkilic. Çagatay hatte ihn und seine Familienmitglieder 1990 in Duisburg-Walsum fotografiert. Ein Foto von seiner Familie hängt in der Ausstellung. Cinkilic war 1972 als 16-Jähriger im Zuge des Anwerbeabkommens nach Deutschland gekommen. 33 Jahre lang arbeitete er unter Tage. Der 65-Jährige lebt im niederrheinischen Voerde. Steinmeier sagte anschließend, dass er "sehr beeindruckt" gewesen sei von der Begegnung mit Cinkilic.

Die Ausstellung unter dem Titel "Wir sind von hier" wird noch bis zum 31. Oktober im Ruhr Museum gezeigt. Anschließend soll sie in Hamburg und Berlin gezeigt werden. Ab November will das Goethe-Institut die Bilder parallel in der Türkei präsentieren.

Als dritte Station war am Nachmittag in Bochum ein Besuch des Deutsch-Türkischen Sportvereins Türkiyemspor Bochum geplant. Der Bundespräsident wollte dort mit Vereinsleitung, Trainern und Spielern sprechen./tob/DP/jha