Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Banken zu einer guten Vorbereitung auf mögliche pandemiebedingte Turbulenzen gemahnt und unter anderem mehr Mut für Investments in Start-ups gefordert. "Wir müssen achtgeben, dass die Beanspruchung der Staatshaushalte in der Corona-Krise, ausfallende Steuereinnahmen und hohe Verschuldungen die Euro-Krise nicht wieder anfachen", warnte Steinmeier in einer Videobotschaft zur Eröffnung des Deutschen Bankentages laut seinem Manuskript.

Er habe den Eindruck, "dass die derzeitige Krise, die Pandemie, das deutsche Finanzsystem kaum erschüttert hat". Es scheint, als herrsche sogar ein gewisser Optimismus, auch aufgrund der staatlichen Hilfen. "Auch die Banken tun gut daran, sich ausreichend vorzubereiten, um den Finanzsektor vor möglichen pandemiebedingten Turbulenzen zu schützen", forderte er jedoch zugleich. "Unser Land braucht verantwortungsvolle Banken. Banken, auf die wir uns verlassen können."

Auch wenn die Banken "nicht das Epizentrum der augenblicklichen Krise" seien, ständen sie doch unter enormem Druck. Inmitten der aktuellen Rezession sollten sie der Wirtschaft bei ständig wachsendem Risiko Geld zuführen und helfen, Wirtschaft und Land zukunftsfähig zu machen. "Kunden vertrauen den Banken, aber Banken sollten auch ihren Kunden, ihren Ideen, ihrer Kreativität vertrauen", mahnte Steinmeier. "Mir scheint, an Letzterem mangelt es bisweilen. Um in Ideen für die Zukunft zu investieren, in Wagniskapital und in Start-ups also, bedarf es Mut."

So sei auch die schnelle Entwicklung von Corona-Impfstoffen das Ergebnis von Wagnis und Mut. Finanzielle Risiken einzugehen, wenn es um langfristige Investitionen in die Zukunft gehe, und dabei zugleich die Regeln für Transparenz und Haftung einzuhalten, "das fällt uns in Deutschland nicht immer leicht", stellte Steinmeier fest. "Ich wünschte mir hierzulande oft mehr mutige Investoren, die Wagnis und Vertrauen in die eigene Zukunft und den eigenen Entdeckergeist zeigen."

Steinmeier mahnte, das in den vergangenen zehn Jahren im Finanzsektor wiederaufgebaute Vertrauen "sollte gehütet und gepflegt werden", denn es sei das Fundament für die Stabilität des Euros und des Finanzsystems. "Fälle wie die insolvente Bremer Greensill Bank und mehr noch der Fall Wirecard sind dagegen geeignet, das mühselig zurückgewonnene Vertrauen wieder zu verspielen", sagte Steinmeier und wünschte dem neuen Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in diesem Kontext "Erfolg, Mut und Fortune".

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April 19, 2021 08:45 ET (12:45 GMT)