Danzig (Reuters) - Etwa jedes dritte Unternehmen in Deutschland sieht ein erhöhtes Risiko für Cyberangriffe und Datenklau durch die Corona-Pandemie. Dies ergab eine am Montag veröffentlichte Befragung von mehr als 500 deutschen Firmen im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. "Unternehmen mussten Beschäftigte während der Pandemie von heute auf morgen nach Hause schicken und hatten wenig Zeit für entsprechende Sicherheitsvorkehrungen", erklärte Bodo Meseke, Chef der Abteilung Cyber Response und Digitale Forensik bei EY. "Für Cyberkriminelle ideal, weil ein Firmennetzwerk in der Regel schwerer zu knacken ist als ein Heimnetzwerk."

Mehr Manager als in jeder der Vorbefragungen seien über die Informationssicherheit ihrer Unternehmen besorgt, heißt es in der Studie "Datenklau: virtuelle Gefahr, realer Schaden". Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Firmenchefs schätzen das Risiko, Opfer von Cyberangriffen oder Spionage zu werden, als "sehr" oder "eher hoch" ein. Bislang lag der höchste Anteil bei 61 Prozent im Jahr 2017. Fast alle Befragten gehen zudem davon aus, dass die Gefahr künftig zunehmen werde.

ORGANISIERTES VERBRECHEN AM MEISTEN GEFÜRCHTET

Nach Angaben der Unternehmen wurde fast jeder zweite erkannte Angriff von organisierten Kriminellen verübt. Vor zwei Jahren waren lediglich 16 Prozent der Angriffe dieser Gruppe zugeschrieben worden. Auf Platz zwei der gefürchtesten Täter folgen sogenannte "Hacktivisten" - politisch motivierte Hacker, die ihre Attacken aus Protest oder zur Erreichung bestimmter ideologischer Ziele verüben. Der Studie zufolge gehörten 18 Prozent der Hacking-Vorfälle in den letzten zwei Jahren zu dieser Kategorie.

Auf Rang drei der wahrgenommenen Gefahrenquellen sind ausländische Geheimdienste, die für gerade einmal fünf Prozent der registrierten Angriffe verantwortlich gemacht wurden. Allerdings empfinden 30 Prozent der befragten Unternehmen diese staatlichen Akteure als ein hohes Risiko. Am ehesten werde mit Angriffen aus China (59 Prozent) oder Russland (56 Prozent) gerechnet. "Staatlich geduldete oder sogar gestützte Cyberangriffe haben immer stärker zugenommen", sagte der Cybersecurity-Chef bei EY Deutschland, Matthias Bandemer. "Dem können die meisten Unternehmen allein wenig entgegensetzen."