NEUSS (dpa-AFX) - Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in Westeuropa auch im zweiten Corona-Jahr weiter zurückgegangen. Insgesamt habe es 2021 in den 14 westeuropäischen EU-Ländern sowie Norwegen, der Schweiz und Großbritannien 110 451 Firmenpleiten gegeben, 5,1 Prozent weniger als im Vorjahr, berichtete die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie.

Hauptgrund für diese Entwicklung seien die staatlichen Unterstützungszahlungen während der Corona-Krise gewesen. "Je länger die staatlichen Subventionen für die Unternehmen anhalten, desto wahrscheinlicher wird das Entstehen von Zombieunternehmen, die nur noch unter diesen speziellen Bedingungen überleben können", warnte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung Patrik-Ludwig Hantzsch. Veränderungen wie eine Zinswende und ein Auslaufen der Hilfsmaßnahmen könnten diese Unternehmen rasch in Existenznot bringen. Eine (Nachhol-)Insolvenzwelle werde dann wahrscheinlicher.

In der Schweiz, in Griechenland, Großbritannien, Finnland, Italien und Dänemark sei bereits ein Anstieg der Insolvenzzahlen zu verzeichnen, während in den Niederlanden, in Deutschland und in Frankreich die Zahlen noch rückläufig seien, berichtete Hantzsch.

Die Bilanzkennzahlen der Unternehmen in Europa registrierten gleichwohl bereits die negativen Auswirkungen der Corona-Krise, betonten die Creditreform-Experten. Eine Auswertung der Bilanzkennzahlen von mehr als drei Millionen Unternehmen aus dem ersten Krisenjahr 2020 habe ergeben, dass der Anteil der Unternehmen, die Verluste erwirtschafteten, von 21,9 auf 26,7 Prozent gestiegen sei. Insbesondere diese Unternehmen dürften nach Einschätzung der Experten das Insolvenzpotenzial der kommenden Jahre bilden.

In den Staaten Mittel- und Osteuropas nahmen die Insolvenzen 2021 laut Creditreform zu. Ausnahmen bildeten dabei allerdings Bulgarien, Polen und das Baltikum. Auch in der Türkei setze sich der Anstieg der Insolvenzzahlen fort./rea/DP/eas