Bern (awp/sda) - Montag, 19. Dezember 2016

GEMISCHTE BILANZ: Der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse bezeichnet das Ergebnis der Lohnrunde 2017 als "knapp zufriedenstellend". Zwar gebe es für viele Arbeitnehmende Lohnerhöhungen zwischen 0,5 und 1 Prozent, aber leider auch Nullrunden. Leer ausgehen werden 2017 insbesondere die Angestellten in der Uhrenindustrie und in der grafischen Industrie, wie Syna-Präsident Arno Kerst vor den Medien in Bern ausführte. Aber auch im Gewerbe und beim Bundespersonal gibt es Nullrunden. Die höchsten Lohnerhöhungen in der Industrie gewähren die Arbeitgeber wie so oft in der Chemie- und Pharmaindustrie. Bei DSM erhalten die Angestellten 1 Prozent mehr, bei Roche sind es 0,9 Prozent. In der Industrie sind jedoch viele Lohnverhandlungen noch in Gang oder finden erst statt.

DICKERES FINANZPOLSTER: Die Schweizerischen Nationalbank (SNB) macht sich krisenfester. Sie erhöht die Rückstellungen für Währungsreserven, um besser gegen Fremdwährungsschwankungen abgesichert zu sein. Neu soll die Nationalbank jährlich mindestens 8 Prozent der schon bestehenden Währungsreserven zurück stellen. Die Massnahme ist eine direkte Folge des Kampfs der Nationalbank gegen den starken Franken. Sie könnte auch Auswirkungen auf die Ausschüttungen der SNB an den Bund und an die Kantone haben. Mit der Erhöhung der Rückstellungen reduziert sich nämlich auch der Gewinn der SNB und damit die Einzahlungen in die Ausschüttungsreserve.

HÜRDE GENOMMEN: Die Biotech-Firma Evolva hat auf dem Weg zur kommerziellen Stevia-Produktion eine weitere Hürde genommen. Das Baselbieter Unternehmen erhält demnächst ein wichtiges US-Patent. Die Voraussetzung dafür ist ein positiver Entscheid des US-Patentamts über die Gewährbarkeit einer Patentanmeldung (Notice of Allowance), wie Evolva mitteilte. Das Patent werde voraussichtlich Anfang 2017 erteilt. Dieses ist für das Unternehmen von besonderer kommerziellen Bedeutung, da es wichtige Methoden zur Herstellung von bitterstoffarmem Stevia-Süssstoff (Eversweet) schützt. Evolva entwickelt Eversweet gemeinsam mit dem US-Lebensmittelriesen Cargill. Die Markteinführung war ursprünglich bereits im laufenden Jahr geplant, musste allerdings wegen zu hoher Produktionskosten verschoben werden.

TRÜBERE AUSSICHTEN: Leonteq rechnet für das zu Ende gehende Geschäftsjahr 2016 mit einem tieferem Umsatz sowie einem deutlich tieferen Gewinn. Es wird ein Vorsteuerergebnis von rund 17 Millionen Franken erwartet nach 69 Millionen Franken 2015. Das widerspiegle signifikant tiefere Umsätze im zweiten Halbjahr, Einmalkosten sowie strategische Investitionen, teilte der auf strukturierte Produkte spezialisierte Finanzdienstleister mit. Die Mittelfristziele bis 2020 bestätigt das Unternehmen jedoch. Nach einem schwierigen Start in die zweite Jahreshälfte 2016 mit tiefer Volatilität und einer saisonal schwachen Sommerperiode habe sich die Kundenaktivität von September bis Anfang November zwar verbessert. Unter dem Strich werde aber ein Rückgang des Betriebsertrags von rund 5 Prozent auf schätzungsweise 207 Millionen Franken erwartet.

WENIGER EINKAUFSTOURISMUS: Nach einem fast historischen Hoch im vergangenen Jahr ist der Einkaufstourismus von Schweizern nach Deutschland 2016 rückläufig. Dies erklärte Bertram Paganini von der Industrie- und Handelskammer in Konstanz in einem Interview mit den Zeitungen "Tages-Anzeiger" und "Der Bund". Der Schweizer Detailhandel strenge sich inzwischen sehr an, stellte der Geschäftsführer der Geschäftsstelle in Konstanz fest. Drogeriewaren seien in Deutschland zwar nach wie vor deutlich günstiger als in der Schweiz, aber bei elektronischen Geräten sei die Preisdifferenz nicht mehr gross. "Vor allem Schweizer aus einer grösseren Entfernung kommen nicht mehr so oft über die Grenze, weil sich der Weg weniger lohnt", erklärte Paganini. Der Detailhandelsumsatz der Region belaufe sich auf 4,5 Milliarden Euro. "Wir nehmen an, dass davon 1,6 Milliarden von Schweizer stammen. Das sind fast 4 von 10 Euros", so Paganini.

STADLER ERHÄLT RECHT: Das Thurgauer Bahnunternehmen Stadler kann weiterhin eine bestimmte Anordnung der Transformatoren und Stromrichter in ihren Triebwagen verwenden. Wie bereits das Bundespatentgericht hat auch das Bundesgericht eine Patentklage des Konkurrenten Bombardier abgelehnt. Bombardier hatte die Klage im Zusammenhang mit der Herstellung und Lieferung der neuen SBB-Doppelstocktriebzüge eingereicht. Damit verknüpft war die Forderung, dass Stadler Schadenersatz leistet und diese Anordnung nicht mehr verwenden darf. Stadler seinerseits berief sich darauf, die Erfindung bereits vor der Hinterlegung des Bombardier-Patents gebraucht zu haben. Bombardier muss gemäss dem Bundesgerichtsurteil die Gerichtskosten und eine Parteientschädigung für Stadler bezahlen.

PARAHOTELLERIE: In Ferienwohnungen in der Schweiz ist in den ersten drei Quartalen des Jahres 2016 über 6 Millionen Mal übernachtet worden. Die Wohnungen zählten insgesamt 882'528 Gäste-Ankünfte. Die Angereisten blieben im Mittel rund vier Tage in der Wohnung. Die Zahl der Logiernächte beläuft sich entsprechend auf 6'142'777, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilte. Die Wohnungen waren im Winter stärker belegt als im Sommer. Im dritten Quartal, in das die grossen Ferien fallen, wurden in Ferienwohnungen rund 2,1 Millionen Logiernächte und 287'000 Ankünfte verbucht. Davon gingen 1,1 Millionen Übernachtungen und 151'000 Ankünfte auf das Konto von Schweizer Gästen.

MILLIARDENÜBERNAHME: Die schwedische SCA übernimmt den deutschen Leukoplast-Hersteller BSN Medical. Der Kaufpreis liege bei 2,74 Milliarden Euro, teilte der Hersteller von Tempo-Taschentüchern und Zewa-Küchentüchern mit. BSN passe ausgezeichnet zu dem Stockholmer Unternehmen, urteilte Vorstandschef Magnus Groth. Der Finanzinvestor EQT hatte BSN im Sommer zum Verkauf gestellt. EQT hatte BSN Mitte 2012 für 1,8 Milliarden Euro übernommen. Seit der Übernahme hatte der Finanzinvestor das Unternehmen durch Zukäufe ausgebaut und neue Märkte erschlossen. BSN entstand 2001, als Beiersdorf und die britische Smith & Nephew ihr Geschäft mit medizinischen Pflastern und anderen Instrumenten zur Wundbehandlung in ein Gemeinschaftsunternehmen einbrachten. Heute zählt der Konzern rund 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

GUTE STIMMUNG: Die Stimmung deutscher Firmenchefs hat sich zum Jahresausklang verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Dezember auf 111,0 Punkte nach 110,4 Zählern im Vormonat und erreichte damit den höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Anstieg auf 110,7 Punkte gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft legt einen Jahresendspurt hin ", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest zur Umfrage unter rund 7000 Managern. Die Führungskräfte beurteilten sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate besser. Bei der Industrie ging es bergauf. Im Grosshandel verbesserte sich das Geschäftsklima auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren. Im Detailhandel blieb der Index unverändert auf hohem Niveau.

URTEIL: Schwerer Schlag für die mächtige Finanzmanagerin Christine Lagarde. Sie wird wegen einer früheren Entscheidung vom einem Gericht in Frankreich schuldig gesprochen Die IWF-Chefin hat nach dem Urteil eines Pariser Gerichts in ihrer Zeit als französische Finanzministerin fahrlässig im Amt gehandelt. Der Gerichtshof der Republik sprach die 60-Jährige schuldig, verhängte aber keine Strafe. Der Vorwurf in dem Prozess lautete, Lagarde habe nachlässig gehandelt und damit eine Veruntreuung öffentlicher Gelder ermöglicht. Sie selbst hatte beteuert, nach bestem Gewissen gehandelt zu haben.

VERSTAATLICHUNG: Die Ukraine hat die grösste private Bank des Landes für insolvent erklärt und eine Verstaatlichung des Geldhauses angekündigt. Dies sei der einzige Weg, die Einlagen der 20 Millionen ukrainischen Kunden der PrivatBank zu schützen und Gefahren für das Finanzsystem abzuwenden, teilte die Notenbank mit. Die PrivatBank habe ihr Rekapitalisierungsprogramm nicht erfüllt. 97 Prozent der Unternehmenskredite seien an Firmen ausgereicht worden, die mit Anteilseignern der Bank verbunden seien. Am 1. Dezember betrug das Finanzloch der Bank umgerechnet 5,65 Milliarden Dollar.

RÜCKSCHLAG: Hoffnungsschimmer für die gebeutelten japanischen Exportunternehmen: Im November haben sich die Exporte dank wieder anziehender Geschäfte mit China besser entwickelt als zuletzt. Im Vergleich zum Vorjahr sei das Exportvolumen um 0,4 Prozent gesunken, teilte das Finanzministerium in Tokio mit. Dies war zwar der 14. Export-Rückgang in Folge, aber das Minus fiel deutlich niedriger aus als noch im Oktober und auch als Experten erwartet hatten. Auch bei den Importen hellte sich im November die Lage etwas auf. Sie gingen zwar um 8,8 Prozent zurück. Dank des starken Yen und fallender Rohstoffpreise, die vor allem die Importe von Energie deutlich verbilligen, sinken die Einfuhren in Japan bereits seit fast zwei Jahren. Das Minus bei Einfuhren ist aber auch ein Beleg für die schwache Inlandnachfrage. Dank der stärkeren Importrückgangs fiel die Bilanz in der Handelsbilanz mit 152,5 Milliarden Yen (rund 1,33 Mrd. Franken) zum dritten Mal in Folge positiv aus.

STEUERNACHZAHLUNG APPLE: Apple und Irland wehren sich wie angekündigt vor Gericht gegen die aus Brüssel geforderte Steuernachzahlung von mehr als 13 Milliarden Euro. Die Brüsseler Behörde gibt sich dennoch zuversichtlich. Die EU-Kommission habe die relevanten Fakten missverstanden und mische sich in die nationale Souveränität in Steuerfragen ein, erklärte das irische Finanzministerium. Das Land habe dem iPhone-Konzern keinerlei Vorzugsbehandlung gewährt. Die EU-Kommission hatte Ende August nach jahrelanger Prüfung entschieden, dass die Steuervereinbarungen von Apple in Irland aus ihrer Sicht eine illegale staatliche Beihilfe darstellen. Deswegen sollen rund 13 Milliarden Euro plus Zinsen nachgezahlt werden. "Die Kommission wird ihre Entscheidung vor Gericht verteidigen", sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde nun.