Die Wahlergebnisse in Italien, die Inflationszahlen für den Euroraum und die Daten aus den USA und China bieten den Anlegern ebenfalls viel Stoff zum Nachdenken.

Kevin Buckland in Tokio, Tom Westbrook in Sydney, Lewis Krauskopf in New York, Danilo Masoni in Mailand sowie Dhara Ranasinghe und Karin Strohecker in London werfen einen Blick auf die bevorstehende Woche an den Märkten. Grafiken von Vincent Flasseur, Vineet Sachdev und Pasit Kongkunakornkul.

1/ DOLLAR WANN?

Japans Behörden hatten endlich genug von einem schwachen Yen und haben interveniert, um den starken Verfall gegenüber dem Dollar aufzuhalten.

Aber wird das funktionieren? Der Dollar hat in diesem Jahr gegenüber dem Yen um mehr als 20% zugelegt, und manche bezweifeln, dass er noch viel im Tank hat. Doch während die US-Zinsen steigen, verharren die japanischen Zinsen knapp unter 0% und werden sich wahrscheinlich nicht bewegen.

Die Argumente für einen starken Dollar bleiben also bestehen. Japan, das zusammen mit seinen Nachbarn China und Korea ebenfalls auf den Dollar drängt, könnte mit den Fundamentaldaten, dem Markt und der Fed zu kämpfen haben.

Händler in Seoul vermuten, dass die Behörden bereits Dollars verkauft haben, aber der Won rutscht weiter ab. Auch der chinesische Yuan hat neue Tiefststände erreicht, obwohl die Zentralbank über das Handelsband zurückgedrängt hat. Sollten die chinesischen Einkaufsmanagerindizes am Freitag enttäuschend ausfallen, könnte dies die Bärenstimmung weiter anheizen.


Japans Geschichte der Unterstützung des Yen

2/ "KEIN BLUFF"

Der Befehl des russischen Präsidenten Wladimir Putin zur militärischen Mobilisierung, die Androhung des Einsatzes von Atomwaffen und der Vorstoß zur Annexion von Teilen des ukrainischen Territoriums markieren eine neue Phase in dem sieben Monate alten Konflikt.

Die Ankündigungen, die mit dem diplomatischen Höhepunkt des Jahres, der UN-Vollversammlung, zusammenfielen, wurden weltweit verurteilt und lösten neue Proteste in Russland aus, wo viele Russen ins Ausland flohen, um Moskaus größter Einberufungsaktion seit dem Zweiten Weltkrieg zu entgehen.

Die jüngste Eskalation hat sich auf die Märkte ausgewirkt: Die Ölpreise sind stark gestiegen, was für Europa das Schreckgespenst einer noch schmerzhafteren Energiekrise aufkommen lässt. Unterdessen bereiten die Außenminister der Europäischen Union ein weiteres Sanktionspaket vor - ihr achtes -, das Mitte Oktober formalisiert werden könnte.


Karten: Die rasche Gegenoffensive der Ukraine

3/ ROT HEISS

Die Schnellschätzung der Verbraucherpreise im Euroraum für den Monat September wird am Freitag veröffentlicht und dürfte die Inflation auf ein neues Rekordhoch von über 9% bringen.

Die Anleger haben die Erwartungen für eine weitere Zinserhöhung der EZB um 75 Basispunkte im Oktober bereits in die Höhe geschraubt, so dass die Daten die kurzfristigen Zinsaussichten nicht verändern dürften.

Dennoch könnte jedes Anzeichen dafür, dass sich der zugrunde liegende Preisdruck ausweitet, die Erwartungen für die Zinsentwicklung im Euroraum weiter in die Höhe treiben. Die Rhetorik der EZB wird zunehmend aggressiver, und einige Beobachter der EZB schließen eine Mega-Zinserhöhung um 100 Basispunkte in den kommenden Monaten nicht aus. In der Tat hat die schwedische Riksbank genau das getan, ebenso wie die Bank of Canada im Juli.


Die EZB verstärkt den Kampf gegen die Inflation

4/ TESTZEITEN

Kann der US-Verbraucher der brodelnden Inflation und den steigenden Kreditkosten trotzen? Das am Dienstag veröffentlichte Verbrauchervertrauen wird Aufschluss darüber geben, wie es um diese wichtige Stütze der Wirtschaft bestellt ist.

Im vergangenen Monat stieg der Gesamtindex des Conference Board für das Verbrauchervertrauen auf 103,2 und beendete damit drei monatliche Rückgänge in Folge. Einer Reuters-Umfrage zufolge wird der Index in diesem Monat voraussichtlich bei 104 liegen.

Ein positives Zeichen ist, dass die US-Einzelhandelsumsätze im August unerwartet gestiegen sind, da die Amerikaner dank der niedrigeren Benzinpreise mehr Kraftfahrzeuge gekauft und mehr auswärts gegessen haben.

Doch angesichts der schwankenden Aktienmärkte und der steigenden Anleiherenditen bleibt abzuwarten, ob die Verbraucher weiterhin so optimistisch bleiben - vor allem, wenn man bedenkt, dass die US-Notenbank darauf bedacht ist, die Inflation zu senken, selbst wenn dies auf Kosten einer starken Verlangsamung des Wachstums geschieht.


Schwierige Zeiten für die Verbraucher in den USA

5/ KEIN DRAMA HIER?

Als Italien das letzte Mal im Jahr 2018 zur Wahl ging, wurden die Märkte durch die Anti-Euro-Rhetorik der populistischen Parteien verunsichert. Heute sind die Märkte kaum noch angespannt, da der Rechtsblock von Giorgia Meloni bei der Wahl am Sonntag voraussichtlich eine Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments erreichen wird.

Ihre Partei Brüder Italiens hat ihre Wurzeln in einer postfaschistischen Bewegung. Meloni, die als Favoritin für die Nachfolge von Mario Draghi gilt und Italiens erste weibliche Premierministerin werden soll, hat sich jedoch ein EU-freundliches Gesicht gegeben, was die Anleger beruhigt.

Der Abstand zwischen den 10-jährigen italienischen Anleiherenditen und den deutschen Renditen hat sich seit den Tiefstständen nach der Pandemie vergrößert, ist aber weit von den Niveaus des Jahres 2018 entfernt. Dennoch wird der Umfang von Melonis Einfluss auf das Parlament genau beobachtet werden. Die Anleger könnten eine solide Mehrheit begrüßen, die nicht die für eine Verfassungsänderung erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht, was zu Instabilität führen könnte. Auch die Art und Weise, wie die neue Regierung mit der Energiekrise umgeht, die das hoch verschuldete Italien in die Rezession treibt, wird unter die Lupe genommen werden.


Vorsicht vor der Kluft