Die Antwort der Erdölindustrie auf die neuen Technologien

Die Giganten und Vorreiter im IT-Bereich wie Google, Apple, Facebook oder Amazon verfügen nicht allein über die Vorreiterrolle beim Thema Big Data. Unternehmen aus anderen Sektoren wie Telekommunikation, Kosmetik, Pharma und Energie investieren gewaltige Summen in Big Data Technologien. Berechnungen der Boston Consulting Group zufolge soll der Markt für Big Data Dienstleistungen im Jahr 2020 allein in Europa  mehr als 1.000 Milliarden Euro wert sein.


Die Leistung von Totals Supercomputer Pangea Petaflops wurde nun von 2,3 auf 6,7 Petaflops gesteigert. Die aktuelle Leistung des Supercomputers entspricht nun einer kombinierten Leistung von 80.000 Laptops. Auch die Speicherkapazität wurde deutlich auf 26 Petabyte erhöht, was der Speicherkapazität von mehr als 6 Millionen DVDs gleichkommt. Total will mit dieser derartig hohen Rechen- und Speicherkapazität  eine neue Generation von Algorithmen verwenden, mit deren Hilfe das Unternehmen die  gigantischen Datenmengen, die bei der Kartographierung entstehen, bearbeiten und analysieren will.
 
Darstellung von Totals weltweiter Präsenz

 
Raffinerienetzwerk (blau), Erdölbohrungen, Förderplattformen (grün) und Erdölspeicher (rot) des Unternehmens
 
Die Ölindustrie ist traditionell in zwei Zweige unterteilt:
- "Upstream": Erforschung, Entwicklung und Ausbeutung von Kohlenwasserstoffvorkommen
- "Downstream": Transport, Veredelung, Verarbeitung und Produktverteilung

Auch Total ist sowohl im Upstream als auch im Downstream Geschäft aktiv. Durch diese Strategie schützt sich das Unternehmen vor starken Preisschwankungen des Ölpreises, die bei ausschließlich im Upstream Geschäft tätigen Unternehmen oft für eine sehr hohe Ergebnisvolatilität sorgen.
 
 
Konkrete Big Data Anwendungen in der Ölindustrie
 
Die gesammelten Datenmengen sind extrem umfangreich und werden in so genannten Serverfarmen gespeichert. Total erhofft sich, durch die Analyse dieser Daten, ein besseres Verständnis von Bodengegebenheiten und dem Potential von Erdölfunden zu gewinnen.  Das Unternehmen sieht ein hohes Potential in der Nutzung der gesammelten Daten, vor allem im Hinblick auf die Effizienzsteigerung, sowohl bei laufenden Projekten, als auch bei der Suche nach neuen Vorkommen. Vielerorts werden auch Satellitenbilder genutzt, u.a. bei Ölverschmutzungen auf Betriebsstätten.

Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Anwendung von Totals Big Data Kapazitäten ist die Geologie Abteilung des Unternehmens. Diese ist vor allem für die Suche nach neuen Erdölvorkommen zuständig. Eine der wichtigsten Vorgehensweisen auf diesem Gebiet beinhaltet die Analyse von seismischen Wellen, die eine Analyse der Bodenstruktur ermöglichen und es somit den Geophysikern ermöglichen, Rückschlüsse über Vorkommen, unterirdische Strömungen, Felsformationen etc. zu ziehen. Anhand dieser Informationen kann wiederum die Rentabilität eines Vorkommens berechnet, bzw. anhand statistischer Modelle geschätzt werden. Diese Rolle übernimmt der Geoinformatiker. Ein Beruf, den es bei Total erst seit wenigen Jahren gibt.  Dem Geoinformatiker steht bei der Ausübung seiner Rolle der Supercomputer Pangea zur Verfügung.

Die Investitionen in Big Data und die dazugehörigen Rechenleistungen lohnen sich langfristig, z.B. bei der kostenintensiven Instandhaltung. Die Anzahl der Einsätze von teuren Helikoptern oder Ingenieuren auf Bohrinseln kann durch die Analyse von Satellitenbildern deutlich reduziert werden. Pangea sammelt Echtzeitdaten aus allen Ecken und Enden im Total Konzern, wie zum Beispiel von Kompressoren, Tanks, Pumpen, Turbinen, Bohrern und diversen Fördergeräten und zwar weltweit und rund um die Uhr. Durch die Analyse all dieser Daten kann unter anderem das Auftreten von Problemen antizipiert werden und es können sogar mögliche Unfälle vermieden werden. Die Einleitung von Präventionsmaßnahmen oder auch, falls nötig, ein Produktionstop, können mit kürzeren Vorlaufzeiten durchgeführt werden. Auf diesem Gebiet arbeitet Total eng mit GE Intelligent Platforms zusammen. Im Jahr 2014 wurde GE für sein Produkt „Vorgriff auf Pannen und Wartungsarbeiten“ mit dem Big Data Innovation Preis des Jahres 2014 ausgezeichnet.

Trotz seiner marktführenden Big Data Kompetenz schaut der Total Konzern noch weiter in die Zukunft. Eines der Zukunftsprojekte des Unternehmens sieht eine „Public Cloud“ vor, in der die gesammelten Daten zusammengeführt und dann mit anderen Unternehmen, die am gleichen Projekt arbeiten, geteilt werden. Dabei gibt es Parallelen zum Vorgehen des führenden französischen Atomstrombetreibers EDF, der bereits seine gesammelten Daten mit den Unternehmen teilt, mit denen er zusammenarbeitet.