ANKARA (awp international) - Die türkische Zentralbank erwartet angesichts der schwachen Landeswährung Lira eine deutliche höhere Inflation. Für Ende 2022 sei mit einer Inflationsrate von 23,2 Prozent zu rechnen, sagte Zentralbankchef Sahap Kavcioglu anlässlich der Vorstellung des neuen Inflationsberichts am Donnerstag in Ankara. Bisher hatten die Währungshüter eine Rate von lediglich 11,8 Prozent prognostiziert.

Allein die Lebensmittelpreise dürften Ende des laufenden Jahres um 24,2 Prozent steigen, erwartet die Notenbank. Auch hier wurde die Prognose drastisch angehoben. Hintergrund ist vor allem die massive Abwertung der türkischen Lira im vergangenen Jahr, die erst Ende 2021 durch einen drastischen Regierungseingriff gestoppt wurde. Die Regierung will mit einer Art Einlagengarantie für Kursverluste der Lira gerade stehen.

Fachleute kritisieren, dass dieses Vorgehen nicht die Ursache der schwachen Lira behebe. Belastet wird die Landeswährung vor allem durch die hohe Inflation von zuletzt rund 36 Prozent. Die Zentralbank reagiert bisher nicht mit einer strafferen Geldpolitik. Vielmehr hat sie ihren Leitzins im vergangenen Jahr immer weiter reduziert. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ist erklärter Gegner hoher Zinsen, die er nicht nur als Wachstumsbremse, sondern auch - und entgegen ökonomischer Grundsätze - als Inflationsherd erachtet./bgf/la/stk