--EY: Tiefste Produktionskrise der Nachkriegsgeschichte

--VDIK: Abwärtstrend verfestigt sich

--Produktion im Mai wieder über Vorjahr

(NEU: Aussagen von EY und VDIK, Produktionszahlen VDA)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Automarkt hat im Mai einen weiteren spürbaren Rückgang verzeichnet. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte, sank der Absatz um 10,2 Prozent auf 207.199 Fahrzeuge. Im April waren die Verkäufe noch um mehr als ein Fünftel eingebrochen. In den ersten fünf Monaten stand ein Minus von 9,3 Prozent auf gut 1 Millionen Autos zu Buche.

Auch wenn das Minus im Mai geringer ausfiel als im Vormonat, ist laut den Analysten von EY keineswegs eine Trendwende zu erkennen, sondern dies sei "den unterschiedlichen Vorjahresniveaus geschuldet". Die Neuzulassungen lägen mit 38 Prozent im Mai und 42 Prozent im April erheblich unter den Vorkrisenniveaus aus dem Jahr 2019.

"Die Autoindustrie steckt nach wie vor mitten in der tiefsten Produktionskrise ihrer Nachkriegsgeschichte", sagte EY-Partner Peter Fuß. "Der Chipmangel und Lieferprobleme bei Rohstoffen und Zulieferteilen werden auch in der zweiten Jahreshälfte ganz oben auf der Agenda der Branche bleiben."

"Der Abwärtstrend auf dem deutschen Automobilmarkt verfestigt sich im laufenden Jahr immer mehr", sagt auch Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). Er verwies auf die Beeinträchtigungen der Lieferketten. "Gleichzeitig erreichen die Auftragsbestände ein historisches Rekordniveau. Das zeigt: Die Kunden wollen Autos kaufen, aber die Industrie kann nur eingeschränkt liefern."

Während Mercedes im Mai laut den KBA-Zahlen ein Absatzplus von 23,4 Prozent verbuchte und Opel 5,5 Prozent mehr Autos verkaufte als im Vorjahreszeitraum, ging es für die übrigen deutschen Marken teils deutlich bergab. Volkswagen verzeichnete ein Minus von 14,3 Prozent, Audi von 12,3 Prozent. BMW musste Einbußen um 12,8 Prozent hinnehmen.

Die Neuzulassungen rein batterieelektrisch angetriebener Autos stiegen um knapp 9 Prozent, der Marktanteil betrug 14 Prozent, während weniger Hybride verkauft wurden. "Das Elektrosegment legt nach einem jahrelangen Boom nun eine Verschnaufpause ein", so EY-Partner Fuß. Das Interesse der Kunden steige aber. "Es könnten daher deutlich mehr Elektroautos verkauft werden, wenn die Hersteller lieferfähig wären."

Die Pkw-Produktion in Deutschland stieg unterdessen wieder deutlich, nachdem sie drei Monate in Folge gesunken war. Im Mai fertigten die deutschen Hersteller 306.500 Pkw, ein Plus von 25 Prozent zum Vorjahr, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte. Unterstützend hätten sich zwei zusätzliche Arbeitstage gegenüber dem Vorjahresmonat ausgewirkt. Im bisherigen Jahresverlauf liegt die Produktion aber 6 Prozent unter Vorjahr und gut ein Drittel unter dem Vorkrisenniveau aus 2019.

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June 03, 2022 07:13 ET (11:13 GMT)