--Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt auf 97,7 (Prognose: 98,0) Punkte

--Geschäftserwartungen auf niedrigstem Stand seit Februar

--Geschäftslage etwas besser als erwartet

(NEU: Kommentare von Bankvolkswirten)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im Oktober vor allem wegen schwächerer Geschäftserwartungen etwas deutlicher als erwartet eingetrübt. Bankvolkswirte sehen das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal stagnieren wird. Der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex sank auf 97,7 (September revidiert: 98,9) Punkte, wie das Ifo-Institut im Ergebnis seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 98,0 Punkte prognostiziert. Für September waren vorläufig 98,8 Punkte gemeldet worden.

Der Index der Geschäftslagebeurteilung verringerte sich auf 100,1 (September: 100,4) Punkte. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 99,4 Punkte erwartet. Der Index der Geschäftserwartungen sank auf 95,4 (revidiert 97,4) Punkte, den niedrigsten Stand seit Februar. Erwartet worden waren 96,3 Punkte. Basis war ein vorläufiger September-Wert von 97,3 gewesen. "Sand im Getriebe der deutschen Wirtschaft hemmt die Erholung", kommentierten die Konjunkturforscher die Zahlen.


Commerzbank: Unternehmen rechnen mit neuen Beschränkungen 

"Die Unternehmen ahnen, dass die Politiker auf die stark steigenden Corona-Infektionen mit neuen Beschränkungen reagieren werden", schrieb Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem Kommentar. Außerdem führe die neue Corona-Welle vor allem in Asien zu Fabrikschließungen, was den Materialmangel hierzulande verschärfen werde. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im vierten Quartal kaum noch wachsen", prognostizierte Krämer. Der deutsche Dienstleistungssektor wird nach seiner Einschätzung darunter leiden, dass das nicht geimpfte Viertel der deutschen Bevölkerung demnächst von kontaktintensiven Dienstleistungen ausgeschlossen wird.

Auch ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski befürchtet ein solches Szenario: "All dies bedeutet, dass nicht nur das Risiko zunimmt, dass das Wirtschaftswachstum im letzten Quartal des Jahres vollständig zum Stillstand kommt, sondern auch, dass die Wirtschaft in diesem Jahr das Vorkrisenniveau nicht erreichen wird", schrieb er.


Materialmangel lässt Kapazitätsauslastung sinken 

Im verarbeitenden Gewerbe gab der Geschäftsklimaindex erneut nach. Die Unternehmen waren mit ihrer aktuellen Geschäftsentwicklung etwas weniger zufrieden, wie das Ifo Institut schreibt. Zudem trübten sich die Erwartungen weiter ein. Die Kapazitätsauslastung gab in Folge der Lieferengpässe um 2,1 Prozentpunkte auf 84,7 Prozent nach.

KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib baute angesichts der anhaltenden Probleme auf das kommende Jahr. "Der Auftragsbestand in der Industrie ist rekordhoch und die privaten Haushalte haben in der Pandemie ungewöhnlich viel Geld gespart. Ich rechne deshalb mit einem kräftigen Wachstumsschub im Verlauf von 2022, sobald die angebotsseitigen Verwerfungen abebben", schrieb sie.

Im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Geschäftsklima nach der Erholung im Vormonat wieder. Die Unternehmen blickten nach Ifo-Angaben deutlich weniger optimistisch auf die kommenden Monate. Ihre aktuelle Lage bewerteten sie jedoch etwas besser. Im Handel sank der Index deutlich. Die Händler waren merklich weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften. Zudem nahm der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate weiter zu. Auch hier belasten Lieferengpässe die Stimmung.

Im Bauhauptgewerbe besserte sich das Geschäftsklima erneut. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage etwas besser. Zudem konnte der Erwartungsindex zum sechsten Mal in Folge zulegen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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October 25, 2021 05:11 ET (09:11 GMT)