--Ifo-Geschäftsklimaindex steigt im Januar auf 95,7 (Prognose: 94,7) Punkte

--Erster Anstieg der Geschäftserwartungen seit sieben Monaten

--Geschäftslagebeurteilung mit fünftem Rückgang in Folge

(NEU: Kommentare von Bankvolkswirten)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geschäftsklima in Deutschland ist im Januar vor allem wegen unerwartet optimistischer Geschäftserwartungen etwas besser als erwartet gewesen. Der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex stieg auf 95,7 (Dezember: 94,8) Punkte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten eine Stagnation auf dem Vormonatsniveau prognostiziert. Damit ist der Ifo-Index nach sechs Rückgängen in Folge erstmals wieder gestiegen.

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen sank auf 96,1 (96,9) Punkte. Volkswirte hatten 95,5 Punkte erwartet. Der Index für die Geschäftserwartungen erhöhte sich dagegen auf 95,2 (92,7) Zähler. Die befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 93,6 Punkte erwartet. "Die deutsche Wirtschaft startet mit einem Hoffnungsschimmer ins neue Jahr", kommentierten die Konjunkturforscher die Daten.


   Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe macht Sprung nach oben 

Im verarbeitenden Gewerbe machte der Index einen deutlichen Sprung nach oben. Die Unternehmen waren zufriedener mit den laufenden Geschäften. Zudem nahm der Optimismus mit Blick auf die kommenden Monate zu. Die Situation bei den Lieferengpässen bei Vorprodukten und Rohstoffen entspannte sich etwas. Die Kapazitätsauslastung stieg von 84,9 auf 85,6 Prozent.

Im Dienstleistungssektor stieg der Geschäftsklimaindex nach zuletzt drei Rückgängen in Folge wieder. Der Pessimismus bei den Erwartungen ist verschwunden. Die Tourismusbranche blickt hoffnungsvoll auf den Sommer. Mit der aktuellen Lage waren die Dienstleister hingegen weniger zufrieden.

Volkswirte kommentierten vor allem die deutliche Besserung der Stimmung in der Industrie. "Klingen die Materialengpässe ab, wird die Industrie ihre Produktion voraussichtlich wieder rasch hochfahren und ihre prall gefüllten Auftragsbücher abarbeiten", prognostizierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Ein zweites Argument für eine kräftige wirtschaftliche Erholung sind nach seiner Aussage die hohen Ersparnisse von gut 10 Prozent des verfügbaren Einkommens, die die Verbraucher während der Pandemie notgedrungen gebildet hätten und die sie zumindest teilweise wieder ausgeben würden.


  VP Bank: Probleme bei Lieferketten lassen offenbar nach 

"Der bessere Geschäftsausblick des verarbeitenden Gewerbes untermauert die These einer Entspannung bei den Lieferketten einmal mehr", schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank. Zwar fehle es an einer "klaren Indikation" für einen besseren Materialfluss im Bereich von Vorprodukten und Rohstoffen, doch zumindest gebe es punktuell Erholungen. "Die Unternehmensbefragung der EU-Kommission zeigt eine leichte Entspannung bei der Lagerhaltung für industrielle Vorprodukte für Deutschland an."

ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht nach dem Ifo-Anstieg wieder Hoffnung für die deutsche Wirtschaft. "Die Ifo-Zahlen bringen zwar nicht die Rezessionsängste für Deutschland zum Verschwinden, aber sie legen nahe, dass die Omikron-Restriktionen und die Lieferkettenspannungen bald nachlassen werden", schrieb er.

Brzeski zufolge wäre es allerdings ein kleines Wunder, wenn das Statistische Bundesamt am Freitag keinen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal melden würde. Die Omikron-Welle in Asien und das chinesische Neujahrsfest sprächen gegen eine rasche Erholung bei den Lieferketten, zudem leide der Dienstleistungssektor unter den coronabedingten Einschränkungen und hohen Energiepreisen. Allerdings wäre die zu erwartende "technische Rezession", ein BIP-Rückgang in zwei aufeinander folgenden Quartalen, wohl flach und hätte keine Auswirkungen für den Arbeitsmarkt.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 25, 2022 05:27 ET (10:27 GMT)