--Zuwachs von 266.000 Stellen weit unter Prognose

--Arbeitslosenquote steigt wider Erwarten

--Straffung der Geldpolitik vorerst vom Tisch

(NEU: Zusammenfassung, Kommentare)

Von Sarah Chaney Cambon und Andreas Plecko

WASHINGTON (Dow Jones)--Das US-Jobwachstum hat im April einen überraschenden Rückschlag erlitten. Zugleich stieg die Arbeitslosenquote. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, entstanden in der Privatwirtschaft und beim Staat lediglich 266.000 zusätzliche Stellen. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten dagegen einen Zuwachs um 1.000.000 Jobs erwartet. Eine Straffung der Geldpolitik durch die Fed steht damit wohl für längere Zeit nicht auf der Agenda.

Die Angaben für die beiden Vormonate wurden kumuliert um 78.000 Jobs nach unten revidiert: Das Ministerium meldete für März nun ein Stellenplus von 770.000 (vorläufig: 916.000) und für Februar von 536.000 (vorläufig: 468.000).

Mit der erfolgreichen Impfkampagne kann die US-Wirtschaft zwar wieder in weiten Teilen geöffnet werden, aber viele Firmen haben offenbar Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Im April spielten auch widrige Wetterumstände eine Rolle. Darüber hinaus belasteten Knappheiten bei Materialien und Vorprodukten. Im verarbeitenden Gewerbe kam es sogar zu einem Jobabbau.

Die separat erhobene Arbeitslosenquote stieg im April auf 6,1 von 6,0 Prozent, während Ökonomen einen Rückgang auf 5,8 Prozent erwartet hatten. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden. Die sogenannte Erwerbsquote - also der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtheit der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter - zeigte sich wenig verändert bei 61,7 Prozent.

Die US-Stundenlöhne stiegen gegenüber dem Vormonat um 0,7 Prozent auf 30,17 Dollar. Ökonomen hatten hingegen ein Minus von 0,1 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich lagen die Löhne um 0,3 Prozent höher.


   Fed kann sich bestätigt fühlen 

"Die US-Notenbank kann sich in ihrem vorsichtigen Kurs bestätigt fühlen", meinte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, zum enttäuschenden US-Jobwachstum im April. "Eine mögliche Straffung der Geldpolitik hat sich mit dem Arbeitsmarktbericht unter Umständen etwas nach hinten verschoben." Eine mögliche Reduzierung der Anleihekäufe hänge nun im Wesentlichen von den kommenden Arbeitsmarktdaten ab.

"Der US-Arbeitsmarkt ist noch längst nicht von der Pandemie genesen", befanden die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz. Die enttäuschenden Daten zeigten, dass die Erholung des Arbeitsmarktes noch nicht stabil genug ist, um sicher von einer raschen Erholung auszugehen. Zwar gelte auch hier, dass man nicht zu viel in eine einzige Zahl hineinlesen sollte; im nächsten Monat könne dies schon wieder anders aussehen.

"Der für die Fed springende Punkt ist aber, dass die uneinheitliche Entwicklung nicht das für eine Einschränkung der Anleihekäufe gesetzte Kriterium einer 'Reihe starker Zahlen' erfüllt", hielten die Experten fest. "In diesem Umfeld wird die Notenbank ihre Politik unverändert fortführen und weitere Daten abwarten. In diesem Jahr steht jedenfalls noch keine Rückführung der Anleihenkäufe an."

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/apo/smh

(END) Dow Jones Newswires

May 07, 2021 09:41 ET (13:41 GMT)