--Leitzins der Fed verharrt bei 0,00 bis 0,25 Prozent

--Kaufprogramm von 120 Milliarden Dollar pro Monat

--Fed sieht besseren Ausblick im zweiten Halbjahr

(NEU: Ökonomen)

Von Jon Hilsenrath und Andreas Plecko

WASHINGTON (Dow Jones)--Die Federal Reserve hat die Forward Guidance zu ihrem milliardenschweren Kaufprogramm bestätigt. Die Notenbank will die Käufe von Staats- und Hypothekenanleihen fortsetzen, bis sich bei der Erreichung ihrer Ziele "substanzielle Fortschritte" zeigen, bekräftigte die Notenbank in ihrem Kommuniqué. Die Fed strebt Vollbeschäftigung und Preisstabilität an.

Seit Juni 2020 kauft die Fed monatlich für 80 Milliarden Dollar Staatsanleihen und für 40 Milliarden Dollar Hypothekenanleihen. Der Beschluss, den Leitzins bei 0,00 bis 0,25 Prozent zu belassen, fiel einstimmig. Ökonomen und Börsianer hatten diese Entscheidungen erwartet.

Da sich mit der neuen Regierung von Präsident Joe Biden ein großes Konjunkturpaket abzeichnet, können die US-Währungshüter vorerst untätig bleiben, sich zurücklehnen und die Wirkung der bereits erfolgten Lockerung beobachten. Die zuletzt aufgekommene Debatte über ein Abschmelzen der Anleihenkäufe ("Tapering") tat Fed-Chef Jerome Powell als "viel zu verfrüht" ab.

Fed-Watcher gehen davon aus, dass die Fed erst im Jahr 2022 damit beginnen wird, die Ankäufe von Wertpapieren zu reduzieren, und die Zinsen vielleicht erst ein Jahr später anheben wird.


   Fed sieht vorübergehende Abschwächung 

"Die Dynamik der Erholung der wirtschaftlichen Aktivität und der Beschäftigung hat sich in den jüngsten Monaten abgeschwächt, wobei sich die Schwäche auf die Sektoren konzentriert, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind", erklärte die Fed in ihrem Begleittext zum Zinsbeschluss.

Die Fed geht jedoch davon aus, dass der Rückschlag vorübergehend ist. Sie glaubt, dass sich die Wirtschaft im Laufe des Jahres wieder erholen wird, wenn die Impfstoffe weiter verbreitet sind und die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden kann.

Der Kongress und das Weiße Haus haben im Dezember ein Hilfspaket in Höhe von 900 Milliarden Dollar beschlossen, um die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen zu bekämpfen. Die neue Regierung von Präsident Joe Biden hat zusätzliche Maßnahmen in Höhe von 1,9 Billionen Dollar vorgeschlagen. Die US-Notenbank wartet ab, wie sich diese Maßnahmen auswirken und ob sich ihre Prognosen für die Wirtschaft als richtig erweisen.


   Powell setzt auf zweites Halbjahr 

In seiner Pressekonferenz sagte Powell, der künftige Pfad der Wirtschaft bleibe "höchst unsicher", aber es gebe "verschiedene Elemente, die auf einen besseren Ausblick im zweiten Halbjahr" hinwiesen. Die Wirtschaft sei weit entfernt von den Zielen der Fed, doch die weitere Verbreitung von Impfungen sollte die Pandemie zum Abklingen bringen.

Powell rechnet nicht damit, dass die Inflation auf ein "zu hohes Niveau" steigen wird. Die Fed werde geduldig sein und auf moderate Steigerungen der Inflation nicht reagieren. Die Fed ziele allerdings auf eine Inflation, die "moderat" über 2 Prozent für "einige Zeit" liege.

Der Chefvolkswirt der Targobank, Otmar Lang, sieht eine seltene Einigkeit von Wirtschafts- und Geldpolitik in den USA: "Das Triple-J aus Präsident Joe Biden, Fed-Chef Jerome Powell und Finanzministerin Janet Yellen befürwortet die fiskalpolitische Bazooka." Das sei bei der Sitzung noch einmal klar geworden: "Powell gibt sich zufrieden, weil sein ultralockerer geldpolitischer Kurs jetzt auch fiskalpolitisch maximal unterstützt wird."

Angesichts des gigantischen Corona-Hilfspakets komme für die Fed kein Handlungsbedarf auf, was aber die Taper-Tantrum-Diskussion, die Rückführung der Anleihekäufe, trotz aller Dementi wieder beleben könnte, ergänzte der Analytiker.

Die Ökonomen der LBBW sehen derzeit aber keinen Hinweis auf ein baldiges "Tapering": "Die Fed macht es ähnlich wie die Europäische Zentralbank in der vergangenen Woche und hält den Ball flach: Die US-Notenbanker sehen auch zum Start ins neue Jahr keinen Grund, an ihrem bisherigen geldpolitischen Kurs einschließlich der mittelfristigen Guidance zu rütteln."

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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January 27, 2021 15:26 ET (20:26 GMT)