--Weidmann: Reale Entwicklung wichtiger als nominale

--Höhere Renditen in Europa derzeit vor allem aus USA herübergeschwappt

--Finanzierungsbedingungen für Wirtschaft weiterhin günstig

(NEU: Weitere Aussagen des EZB-Ratsmitglieds)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach Aussage von Ratsmitglied Jens Weidmann die gestiegenen Staatsanleiherenditen genau analysieren, sie müsse aber wegen der Änderung einer Größe noch nicht ihre Anleihekäufe hochfahren. "Das ist eine Entwicklung, die wir ganz genau beobachten müssen", sagte Weidmann bei der Vorstellung des Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank. Er fügte hinzu: "Wir sind natürlich grundsätzlich jederzeit in der Lage, die Volumina des (Pandemiekaufprogramms) PEPP in der Implementierung flexibel anzupassen, aber aus meiner Sicht sehen wir hier noch keine durchgreifende Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen."

In den vergangenen Tagen hatten sich vor allem EZB-Chefvolkswirt Philip Lane und EZB-Direktor Fabio Panetta besorgt über den Anstieg der langfristigen Anleiherenditen geäußert; Panetta hatte sogar vorgeschlagen, dass die im Dezember herrschenden Finanzierungsbedingungen wieder hergestellt werden sollten.

Weidmann plädierte dafür, zunächst die Ursachen der höheren Staatsanleiherenditen in Europa zu untersuchen. Derzeit sei es vor allem der Anstieg der Nominalzinsen aus den USA, der in den Euroraum überschwappe. Vor einem so ausgelösten Anstieg hatten andere EZB-Ratsmitglieder gewarnt, weil er nicht zur wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum passe, sondern diese zu bremsen drohe. Der Bundesbank-Präsident wies aber darauf hin, dass ein solcher Anstieg nicht für die Finanzierungskosten des nicht-finanziellen Sektors festzustellen sei.

Weidmann forderte zudem, zwischen realen und nominalen Zinsen zu unterscheiden: "Wenn sich die Inflationserwartungen nach oben anpassen, was ja derzeit durchaus geldpolitisch intendiert ist, dann wäre das natürlich keine Entwicklung, der wir entgegentreten würden", sagte er. Aber auch der Anstieg der realen Zinsen wäre nicht zwangsläufig schlimm: "Es könnten sich auch die Fundamentalfaktoren verbessern, der Wirtschaftsausblick könnte sich verbessern, dadurch würden die Realzinsen steigen - auch das wäre eine Entwicklung, die weniger problematisch wäre als andere", sagte Weidmann.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/apo

(END) Dow Jones Newswires

March 03, 2021 07:18 ET (12:18 GMT)