New York (Reuters) - Bei anhaltendem Aufschwung kann die US-Notenbank Fed laut dem einflussreichen Währungshüter John Williams noch dieses Jahr die Abkehr vom geldpolitischen Krisenmodus wagen.

Der Chef des Fed-Bezirks New York erklärte am Mittwoch, es bedürfe jedoch weiterer Fortschritte auf dem Weg zum Vollbeschäftigungsziel der Notenbank. Er werde die hereinkommenden Daten zum Arbeitsmarkt und die Folgen für den Konjunkturausblick daraufhin sorgfältig auswerten. Die US-Zentralbank kauft Monat für Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Umfang von 120 Milliarden Dollar zur Stützung der Konjunktur. Sie will das Tempo schrittweise zurückfahren, sobald sich substanzielle Fortschritte auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität eingestellt haben.

Während Williams und viele andere Währungshüter angesichts des kräftigen Preisdrucks hinter dem Inflations-Kriterium einen Haken setzen, bleiben beim Jobmarkt noch Fragezeichen. Der Aufschwung am Arbeitsmarkt hatte sich im August unerwartet deutlich abgeschwächt. Es entstanden lediglich 235.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft. Ökonomen hatten mit 728.000 Stellen gerechnet.

Williams schlug mit Blick auf die geplante Abkehr vom Krisenmodus nun ganz ähnliche Töne an wie Notenbankchef Jerome Powell, der jüngst auf der virtuellen Fed-Konferenz von Jackson Hole ein Zurückfahren der milliardenschweren Konjunkturhilfen in diesem Jahr in Aussicht gestellt hatte. Experten rechnen damit, dass es um die Jahreswende soweit ist. Williams hat als Chef der Fed-Filiale New York, die die geldpolitischen Operationen für die Notenbank ausführt, ein ständiges Stimmrecht in dem über die Zinspolitik entscheidenden Offenmarktausschuss und gilt daher als besonders einflussreich.