Die Zulassung einer Behandlungsmethode für Covid-19-Kranke und die Aussicht auf einen Impfstoff vor der US-Präsidentenwahl im November machen den europäischen Aktienmärkten Beine.

Der Dax sprang zum Wochenstart bei niedrigen Umsätzen im Sommerhandel über die Marke von 13.000 Punkten und ging 2,4 Prozent höher bei 13.066,54 Zählern aus dem Handel. Der EuroStoxx50 zog 2,2 Prozent auf 3332,81 Punkte an.

US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend des Parteitags der Republikaner bekanntgegeben, dass die US-Pharmaaufsicht FDA die Behandlung von Corona-Kranken mit Blutplasma im Notfall genehmigt hatte. Zwar bestünden Zweifel an der Behandlungsmethode, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Da sich die Anleger aber bewusst sind, dass ein langes Warten auf einen effektiven Impfstoff bevorstehen dürfte, reagieren sie positiv auf jeden Fortschritt im Kampf gegen das Virus."

Die Methode basiert auf dem Blutplasma Genesener, das Antikörper enthält, die den Corona-Erreger ausbremsen können. Es bestehe in der Tat eine Hoffnung, dass Plasma von genesenen Patienten Erkrankten helfen könnte, sagte Kai Brüning, Fondsmanager bei apo Asset mit dem Schwerpunkt auf Gesundheitswerten. "Der Skandal in diesem Zusammenhang ist jedoch, wie sich der FDA-Commissioner Stephen Hahn vor den Trump-Karren spannen lässt." Das Chance/Risiko-Profil einer Plasmatherapie sei noch gar nicht beschrieben. "Streng genommen ist Hahn mit solchen Aussagen an der Spitze der FDA nicht mehr haltbar." Die Papiere der spanischen Firma Grifols, einem führenden Hersteller von Heilverfahren auf der Basis von Humanplasma, zogen um 1,6 Prozent an.

Positiv fassten Anleger auch einen Bericht der "Financial Times" auf, demzufolge die US-Regierung eine Umgehung der behördlichen Vorgaben erwägt, um noch vor der US-Präsidentenwahl Anfang November einen vielversprechenden Impfstoffkandidaten des Pharmakonzerns AstraZeneca für den Einsatz zuzulassen. Aktien des Pharmakonzerns legten 2,1 Prozent zu.

Die steigende Risikofreude der Anleger drückte auf den Dollar. Ein Euro notierte mit 1,1849 Dollar zeitweise 0,5 Prozent höher. Derek Halpenny, Chefanalyst bei MUFG, sagte, die Ankündigung der Plasmatherapie dürfte die Risikofreude der Investoren nur vorübergehend heben. "Ich denke, die Investoren werden ziemlich skeptisch demgegenüber sein, was Trump von jetzt an bis zur Wahl sagt."

Kupfer verteuerte sich um bis zu 1,4 Prozent auf 6580 Dollar pro Tonne. Dabei spielte eine Rolle, dass die Lagerbestände bei der Londoner Börse LME sich leeren. Erstmals seit 2007 wurden weniger als 100.000 Tonnen Kupfer vorgehalten. Hinzu komme aber auch Spekulation, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann, weswegen eine Korrektur drohe. "Der Preis hat sich von den Fundamentaldaten gelöst."

DELIVERY HERO FEIERT DAX-EINSTAND

Bei den Einzelwerten feierte Delivery Hero mit Kurszuwächsen von bis zu drei Prozent seinen Einstand im Dax als Nachfolger des in einem Bilanzskandal zusammengebrochenen Zahlungsdienstleisters Wirecard, bevor die Aktien 0,7 Prozent schwächer aus dem Handel gingen. Einem Bericht der "Financial Times" zufolge ist das Berliner Unternehmen an einem Zukauf in Asien interessiert. Der Dax-Neuling sei hungrig und wolle wachsen, sagte ein Händler.

Um 7,1 Prozent legten die Aktien des Telekom-Konzerns BT an der Börse in London zu. Einem Bericht von Sky News zufolge arbeitet der ehemalige britische Staatsmonopolist zusammen mit Beratern an einer Strategie, um einen möglichen Übernahmeversuch im Umfang von 15 Milliarden Pfund abwehren zu können. Interesse könnten demnach Konkurrenten, aber auch Finanzinvestoren haben.