In der Hoffnung auf frischen Schub für die Weltwirtschaft steigen Anleger wieder in die Aktienmärkte ein.

Die Freude über überraschende US-Zinssenkung zur Bekämpfung der Folgen der Coronavirus-Epidemie verflog aber rasch wieder. Anlagestratege Michael O'Rourke vom Brokerhaus JonesTrading bezeichnete den Fed-Entscheid als Panik-Reaktion und Fehler. "Er bringt die Leute nicht dazu, ins Kino, zu Konferenzen, Sport-Events oder anderen großen Veranstaltungen zu gehen."

Dax und EuroStoxx50 konnten daher ihre zwischenzeitlichen Gewinnen von jeweils mehr als drei Prozent nicht halten. Der deutsche Leitindex schloss am Dienstag 1,1 Prozent höher bei 11.986,39 Punkten und der EuroStoxx50 lag am Abend nur noch 0,5 Prozent im Plus bei 3354,92 Zählern. Der US-Standardwerteindex Dow Jones rutschte sogar ins Minus zurück und verlor 1,3 Prozent.

Die US-Notenbank setzte der Schlüsselsatz außerplanmäßig um einen halben Prozentpunkt herab. "Das war eine Notfall-Maßnahme, wie wir sie zuletzt während der Finanzkrise gesehen haben", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "So schnell und so deutlich hat niemand damit gerechnet." Andere Notenbanken würden nun ihre Geldpolitik ebenfalls rasch lockern.

ANLEIHEN UND GOLD BLEIBEN GEFRAGT - DOLLAR AUF TALFAHRT

Die Zweifel mancher Anleger am Nutzen der US-Zinssenkung für die Konjunktur ließen sich am Anleihemarkt ablesen: Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds markierte mit 1,022 Prozent den achten Tag in Folge ein Rekordtief. Ihre deutschen Pendants rentierten mit minus 0,642 Prozent nur knapp über ihrem Sechs-Monats-Tief vom Montag.

Am Devisenmarkt schickte der Fed-Entscheid den Dollar auf Talfahrt. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um 0,4 Prozent auf 1,1171 Dollar. Der Goldpreis steuerte mit einem Plus von bis zu 3,3 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit dreieinhalb Jahren zu. Das Edelmetall dient Anlegern oft als Inflationsschutz.

LUFTFAHRTWERTE HEBEN AB - ÜBERNAHME BEFLÜGELT QIAGEN

Am Aktienmarkt griffen Investoren vor allem bei Luftfahrtwerten zu, die wegen der Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit der Virus-Epidemie in den vergangenen Wochen unter die Räder gekommen waren. Die Firmen selbst hoffen auf eine rasche Erholung der Buchungszahlen. Der europäische Branchenindex gewann 1,5 Prozent. Die Titel der Lufthansa verbuchten mit einem Plus von knapp neun Prozent den größten Tagesgewinn seit mehr als elf Jahren.

Die Papiere von Qiagen gewannen 16,7 Prozent auf 37,12 Euro. Der US-Rivale Thermo Fisher will den Laborausrüster für 38 Euro je Aktie oder insgesamt 10,4 Milliarden Euro übernehmen. Der Preis sei fair, und große wettbewerbsrechtliche Hürden erwarte er nicht, schrieb Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies. Ebensowenig rechne er mit Gegenofferten. Die Aktien von Thermo Fisher gewannen an der Wall Street 3,4 Prozent.

Übernahmespekulationen bescherten Metro-Titeln den größten Tagesgewinn der Firmengeschichte. Sie stiegen um gut 19 Prozent. Einem Insider zufolge ist die US-Rivale Sysco an dem Einzelhändler interessiert. Sysco-Papiere büßten in den USA 1,1 Prozent ein.