Umsetzung des Corona-Sofortprogramms

Corona besiegen wir

nur weltweit oder gar nicht

Umsetzung des BMZ Corona-Sofortprogramms

Inhaltsverzeichnis

  1. Die COVID-19-Pandemie bleibt eine globale Herausforderung. . . . 2
  2. Das BMZ Corona-Sofortprogramm wird weiter
    erfolgreich umgesetzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Thema 1:  Gesundheit und Pandemiebekämpfung .. . . . . . . . . . . . . . . . . .14. . . . . .

Thema 2:  Ernährung, Sicherstellung der Grundversorgung­ zur Verhinderung von Hungerkatastrophen,

Aufrechterhaltung der Nahrungsmittelproduktion .. . . . . . . . . . 17. . . .

Thema 3:  Stabilisierung von Flüchtlings- und Krisenregionen .. . . . . . . . 19. . . . .

Thema 4:  Soziale Sicherung, Sicherung von Arbeitsplätzen in

globalen Lieferketten .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21. . . . . . .

Thema 5:  Absicherung von Unternehmen in Schlüsselsektoren­ .. . . . . . . . . 23. . .

Thema 6:  Corona-Soforthilfen zur direkten Finanzierung­

nationaler Programme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25. . . . . .

Thema 7:  Verstärkung internationaler Zusammenarbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . .27.

3. Ausblick und nachhaltiger Wiederaufbau:

COVID-19 besiegen wir nur weltweit oder gar nicht. . . . . . . . . 29

Umsetzung des BMZ Corona-Sofortprogramms

1. Die COVID-19-Pandemie bleibt eine globale Herausforderung

Das COVID-19-Virus breitet sich weiterhin weltweit aus:

  • mehr als 170 Millionen Menschen haben sich nachweislich infiziert;
  • über 3,8 Millionen davon sind gestorben;
  • noch immer sind 192 Länder und Regionen von der Pandemie ­betroffen.

Auch im zweiten Jahr der Pandemie setzen uns die Folgen zu. Vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer­ sind auf globale Unterstützung bei der Bewältigung der langfristigen Folgen ­angewiesen. Die Gefahr der Verbreitung neuer Mutationen führt die wechselseitige Abhängigkeit drastisch vor Augen: Angesichts der dynamischen Lageentwicklung bleibt schnelles und flexibles Handeln unverzichtbar.

Die Folgen der Pandemie sind bereits jetzt verheerend­ - dies gilt umso mehr für Entwick- lungs- und Schwellenländer.

Die Folgen der Pandemie haben viele Entwick- lungsfortschritte der letzten Jahre zunichte­ gemacht. Die Vereinten Nationen (VN) prognosti­ zieren erstmals seit seiner Einführung im Jahr 1990 einen globalen Rückgang des "Index der menschlichen­ Entwicklung" - die Pandemie wirft die Welt um sieben Jahre zurück.

Folgekrisen der Pandemie wirken auf die Bereiche Armut, Ernährung, Ungleichheit, Gewalt und Bildung und stellen uns dauerhaft vor große Herausforderungen.

Weltbankberechnung zum Effekt der COVID-19 Pandemie

auf die Zahl in extremer Armut lebender Menschen (< 1,90 US-Dollar/Tag)

780 Mio. Menschen

730

741

717

729

736

689

723

697

680

660

643

630

615

580

586

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

Zahl in extremer Armut lebender

Zahl in extremer Armut

bei 5 %

bei 8 % Wachstumsrückgang in 2020

Menschen vor COVID 19

lebender Menschen

Quelle: Weltbank Armutsbericht 2020, eigene Darstellung

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1. Die COVID-19-Pandemie bleibt eine globale Herausforderung

Die COVID-19-Pandemie als Polypandemie - weltweiter Rückschlag für­ ­Gesellschaft und Wirtschaft

SDG 1 und 2 - Armut & Hunger

Die Pandemie trifft die Ärmsten der Armen am härtesten. Experten schätzen, dass in vielen Entwicklungsländern mehr Menschen an den Folgen dieser Krise sterben werden als am Virus selbst: In mehr als 90 Prozent dieser ­Länder ist das Pro-Kopf-Einkommen gesunken, was die Einkommenssteige- rungen der letzten zehn Jahre in Teilen rückgängig macht. Die Pandemie stürzt Millionen Menschen zurück in extreme Armut.

Bis Ende 2021 werden voraussichtlich zwischen 143 und 163 Millionen Menschen zusätzlich in extremer Armut leben (d. h. von weniger als

1,90 US-Dollar täglich). 2020 kamen 60 Prozent der "Neuen Armen" aus Süd- asien, ­gefolgt von Subsahara-Afrika mit 27 Prozent und Ostasien mit ­sieben Prozent: Durch die Pandemie schrumpften viele Einkommen; Millionen

Menschen­ verloren­ ihre Arbeit. Die Internationale Arbeitsorganisation­ (ILO) beschreibt in ihrem Global Wage Report 2020-21 einen weltweiten massiven Druck auf Arbeitslöhne. Gemäß dem 7. ILO-Monitor ist die globale Arbeitszeit 2020 ­gegenüber dem Vorkrisenniveau (4. Quartal 2019) um 8,8 Prozent gesunken, vergleichbar mit einem Rückgang von 255 Millionen Vollzeitbeschäftigten.

Durch die COVID-19-Pandemie werden nach jüngsten Schätzungen bis zu 130 Millionen Menschen zusätzlich hungern bzw. von Mangel- und Fehler- nährung betroffen sein: z. B. in Äthiopien, Burkina Faso, der Demokratischen Republik Kongo, Myanmar, Somalia.

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) rechnet damit, dass 2020 die Zahl der hungernden Menschen auf bis zu 820 Millionen gestiegen ist. Laut UNICEF litten bis Ende 2020 weitere 6,7 Millionen Kinder an Mangelernährung und Auszehrung. Die Rate der Kinderarmut­ wird in Entwicklungsländern um etwa 15 Prozent steigen.

SDG 3 - Gesundheit

Schwache Gesundheitssysteme sind nicht ausreichend darauf vorbereitet, das Virus einzudämmen und Gesundheitsdienstleistungen aufrechtzuerhalten. Wegen ausbleibender medizinischer Behandlungen und unterbrochener ­Lieferketten ist von bis zu zwei Millionen zusätzlichen Todesfällen durch Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria auszugehen - also von Menschen, die nicht an COVID-19, sondern durch die Folgen der Pandemie sterben.

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Umsetzung des BMZ Corona-Sofortprogramms

Erhebungen des Global Fund zeigen, dass die HIV-Testrate in den am

­wenigsten entwickelten Ländern Afrikas und Südasiens zwischen April und September 2020 im Vorjahresvergleich um 41 Prozent abnahm. Überweisungen von Tuberkulose-Patienten in weitere Diagnose- und Behandlungsschritte gingen um 59 Prozent, Malariadiagnosen um 31 Prozent und Arztbesuche im Rahmen der Schwangerschaftsfürsorge um 43 Prozent zurück.

Wichtige Impfstoffketten sind unterbrochen und Grundimmunisierungs­ raten von Kindern um bis zu 20 Prozent reduziert. Weil Lieferketten nicht funktionieren und damit den Zugang zu sexuellen und reproduktiven

Gesundheitsdienstleistungen­verzögern, werden Schwangere und Neuge­ borene nur unzureichend versorgt - auch die professionelle Geburtshilfe ist nach ersten Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erheblich eingeschränkt. Infolge dessen steigt die Müttersterblichkeit, und die Anzahl der Lebendgeburten sinkt. Familienplanung ist vielerorts kaum mehr ­möglich: Das Bevölkerungsprogramm der VN (UNFPA) schätzt, dass die Pandemie etwa 12 Millionen Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln

genommen­ hat. Sie raubt unzähligen Frauen die Möglichkeit, selbst über ihr Leben zu bestimmen: Letztes Jahr wurden pro Tag 4.000 Frauen unfreiwillig schwanger - weil sie keinen ­Zugang zu Verhütungsmitteln mehr hatten (1,4 Mio. zusätzlich ungeplante Schwangerschaften/Jahr).

SDG 4, 5 und 10 - Bildung, Gender & Ungleichheit

Die COVID-19-Pandemie führt bereits bestehende Ungleichheiten offen zu Tage und kann diese langfristig verstärken.

Zunehmende Ungleichheit in und zwischen Ländern macht sich auch im Bildungsbereich drastisch bemerkbar. Mehr als 168 Millionen Kinder welt- weit sind seit fast einem Jahr nicht mehr zur Schule gegangen. Allein in West- und Zentralafrika werden bis Ende 2021 voraussichtlich 3,6 Millionen Kinder pandemiebedingt ­gezwungen sein, die Schule abzubrechen - gefolgt von rund 2 Millionen Kindern in Südasien und rund 1,8 Millionen Kindern in Ost- und südlichem Afrika.

Für Frauen und Mädchen hat die Pandemie besonders schwerwiegende Kon- sequenzen: Laut Weltwirtschaftsforum (WEF) wird es pandemiebedingt und dem Trend der Vorjahre folgend noch mehr als 130 Jahre dauern, bis die Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht ist. 2019 rechnete das WEF noch damit, dass dies in 95 Jahren der Fall sein werde.

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BMZ - Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung published this content on 22 June 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 30 June 2021 14:30:02 UTC.