FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche chemisch-pharmazeutische Industrie hat im Jahr 2021 eine insgesamt starke Bilanz erzielt. Trotz der Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und Lieferengpässen legten sowohl die Produktion, als auch die Erzeugerpreise und der Umsatz zu. Auch für das kommende Jahr erwartet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) eine positive Entwicklung der Branche.

"Trotz verschiedener Belastungsfaktoren rechnen unsere Unternehmen für 2022 mehrheitlich mit einem Plus im In- und Ausland", sagte VCI-Präsident Christian Kullmann laut der Mitteilung. "Vor allem in Übersee gehen sie von mehr Umsatz aus."

In dem zu Ende gehenden Jahr stieg die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent, wie der VCI mitteilte. Der Umsatz legte dank der um 8,5 Prozent höheren Erzeugerpreise kräftig um 15,5 Prozent auf rund 220 Milliarden Euro zu. Gleichzeitig zogen die Kosten erheblich an, nachwachsende Rohstoffe, Metalle oder Mineralien waren um ein Vielfaches teurer als im Vorjahr.

Auf allen Kontinenten konnten die industriellen Kunden der Branche ihren Erholungskurs fortsetzten. Entsprechend positiv entwickelte sich die globale Nachfrage nach Chemikalien, aber auch nach Impfstoffen aus deutscher Produktion.


   Wachstum trotz Gegenwind erwartet 

Auch für das kommende Jahr erwartet der VCI eine positive Entwicklung der Branche und hält einen Anstieg der Produktion von 2 Prozent und eine Zunahme des Umsatzes um 5 Prozent auf 231 Milliarden Euro für möglich. Der Preisanstieg wird auf 3 Prozent geschätzt.

In der Prognose seien die Ergebnisse einer aktuellen Mitgliederumfrage berücksichtigt, wonach sich die Geschäftslage in den vergangenen Monaten eingetrübt habe. Es fehle zwar nicht an Aufträgen, aber die Engpässe bei Vorprodukten und Logistik hätten sich weiter verschärft. Die Engpässe haben aber vor allem Folgen für die Kunden der Branche. Mit einer Entspannung rechnen die Unternehmen erst im Sommer 2022, so der VCI.

Probleme bereite der Branche auch der rasante Preisanstieg bei Gas und Strom, der bei mehr als der Hälfte der Unternehmen die Betriebsabläufe derzeit behindere. Gut zwei Drittel gaben an, die Kosten zumindest teilweise an ihre Kunden weiterreichen zu können. "Die Lage dürfte noch eine Weile kritisch bleiben. Die Mehrheit unserer Unternehmen glaubt nicht an eine signifikante Entspannung bei den Energiekosten im kommenden Jahr", erläuterte Kullmann.


   Appel an die Politik: Auf Worte Taten folgen lassen 

Mit Blick auf die Vorhaben der neuen Bundesregierung zur Energiepolitik begrüßte der VCI-Präsident unter anderem die angekündigte Abschaffung der EEG-Umlage Anfang 2023, um den Strompreis zu verringern. Davon profitiere vor allem der Mittelstand. In der Chemie summiere sich die EEG-Umlage auf rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Dass die Ampel-Regierung das chemische Recycling als Recyclingoption in das Verpackungsgesetz aufnehmen wolle, stufe der VCI als Paradigmenwechsel für die Klimapolitik und die Kreislaufwirtschaft ein.

Die neue Bundesregierung habe mit dem Koalitionsvertrag gute Ansätze zur Transformation vorgelegt, aber die Nagelprobe für das Dreierbündnis werde sein, diese in politisches Handeln umzusetzen, so Kullmann. Nun müssten den Buchstaben auch Taten folgen.

Kontakt zum Autor: stefanie.haxel@wsj.com

DJG/sha/kla

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December 16, 2021 04:05 ET (09:05 GMT)