(ausgefallener Buchstabe in Überschrift ergänzt)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ungeachtet der nahenden Weihnachtszeit stehen in der neuen Woche für Anleger am deutschen Aktienmarkt eine ganze Reihe wichtiger Ereignisse auf dem Programm. In den USA dürfte von Besinnlichkeit und Ruhe auch noch nicht viel zu spüren sein. Zugleich bleiben trotz aller Impfhoffnungen die weltweiten Corona-Neuinfektionen samt den damit verbundenen Lockdowns im Fokus. Der zuletzt spürbar gestiegene Eurokurs bereitet ebenfalls Sorgen. Die Unternehmen hierzulande laden nach der Berichtssaison nun zu Investorentagen ein und halten dabei womöglich die eine oder andere Überraschung parat.

Angesichts all dessen dürfte es der Dax schwer haben, aus seiner zuletzt engen Handelsspanne auszubrechen und wieder in Rekordhöhen vorzudringen. Eine Weihnachtsrally ist mehr als fraglich.

Ludwig Donnert etwa, Chef von Alpha Sherpa Capital, rechnet zumindest in der neuen Woche nur mit einer Seitwärtsbewegung, denn der überschäumende Optimismus der letzten Wochen "muss verdaut werden". Marktbeobachter Timo Emden ist ebenfalls vorsichtig. Wer weiter auf eine mögliche Jahresendrally hoffe, müsse nach wie vor Geduld mitbringen, rät er. Und von charttechnischer Seite her sieht Christian Schmidt von der Helaba nach den jüngst steilen Anstiegen im deutschen Leitindex "das Potenzial auf der Oberseite ausgereizt".

Schwer machen es dem Dax in der neuen Woche zahlreiche Unsicherheiten. Eine "Woche der Entscheidungen" stehe in der Europäischen Union (EU) an, schreibt Marion Dezenter von Helaba. Henry Allan von der Deutschen Bank spricht von einem "voll gepackten Kalender". Ein besonderes Augenmerk dürfte beiden zufolge dem letzten regulären EU-Gipfeltreffen in diesem Jahr am Donnerstag und Freitag zukommen.

Einerseits stehen weiter die Verhandlungen über das künftige Verhältnis zu Großbritannien an, die eigentlich schon im Oktober hätten abgeschlossen sein sollen. Doch auch Anfang Dezember ging der Streit über mehr oder weniger dieselben Themen weiter. Da aber die Brexit-Übergangsphase Ende des Jahres ausläuft und nicht verlängert werden soll, "muss in den nächsten Tagen eine Einigung erfolgen", konstatiert Analystin Dezenter. Sie gibt sich dabei allerdings optimistisch, dass es dazu in letzter Minute auch kommen wird.

Abgesehen vom Brexit-Thema geht es während des EU-Gipfels andererseits dann noch um den Haushalt 2021 und das 750 Milliarden schwere Hilfspaket. Hier muss eine Einigung mit Polen und Ungarn her, damit kein Nothaushalt auf Basis der Vorjahreswerte droht, was angesichts der Corona-Situation keine gute Option wäre. Die beiden osteuropäischen Staaten wollen die Verknüpfung der Auszahlungen mit Kriterien der Rechtsstaatlichkeit nicht akzeptieren. Eine Einigung ohne die beiden allerdings würde die Spaltung der EU verstärken.

Nicht zuletzt stehen für die Anleger in Europa außerdem die Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag im Blick. Dass die Währungshüter auf die zweite Corona-Welle reagieren werden, wurde angekündigt. Nun geht es folglich um die konkreten Details, etwa Aufstockungen von Hilfen sowie Refinanzierungserleichterungen für Banken. Ob die EZB die hochgesteckten Erwartungen befriedigen wird, ist offen und eine Rückschlaggefahr für den Aktienmarkt daher nicht auszuschließen.

Darüber hinaus bereitet der seit Anfang November im Vergleich zum US-Dollar deutlich gestiegene Euro nicht nur dem EZB-Rat Sorgen. Inzwischen wird die Gemeinschaftswährung wieder über 1,21 Dollar gehandelt, was deutsche exportorientierte Unternehmen zunehmend belastet.

Zugelegt habe der Euro vor allem, weil die Inflationserwartungen in den USA deutlich stärker gestiegen seien als im Euroraum, sagt Devisen-Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Denn nach der neuen Strategie der US-Notenbank sei eine geringere Realverzinsung der US-Währung zu befürchten. "Der jetzige Euro-Schub zum US-Dollar wäre aber schon nächste Woche wieder zu Ende, falls die EZB überzeugend vor einem zu starken Euro warnt", erwartet er.

An interessanten Konjunktur- und Stimmungsdaten stehen am Montag außerdem die Industrieproduktion für Deutschland sowie die ZWE-Konjunkturerwartungen am Dienstag an. In den USA dürften vor allem die Verbraucherpreise des Monats November Beachtung finden, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Gerechnet wird am Markt mit einer Inflationsrate von 1,1 Prozent.

Seitens der Unternehmen legen am Mittwoch der Kupferkonzern Aurubis aus dem MDax und womöglich Tui Quartalszahlen vor. Ansonsten stehen Investorentage vom Reifenhersteller Continental, der Deutschen Telekom und Munich Re am Dienstag im Blick. Der Rückversicherer dürfte dann auch seine neuen mittelfristigen Ziele bekannt geben.

Die Blicke der Anleger werden sich außerdem auch auf die Deutsche Bank richten. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg dürfte Vorstandschef Christian Sewing den Investorentag des Finanzinstituts am Mittwoch nutzen, um zu signalisieren, dass die Wertpapier-Sparte auf gutem Wege sei, die Ertragserwartungen für 2022 zu übertreffen. Zugleich allerdings dürften zugleich wohl auch die Ziele anderer Geschäftsbereiche gestutzt werden./ck/jsl/he

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---