NEU-ISENBURG (dpa-AFX) - DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke sieht auch wegen der laufenden Kartellamtsberatungen weiterhin eine "Bedrohung" der 50+1-Regel. "Das ist klar", sagte Watzke am Donnerstag in Neu-Isenburg. Er sei aber "ganz zuversichtlich, dass es uns gelingt, eine gemeinsame Lösung hinzubekommen". Die Regelung, die nur im deutschen Profi-Fußball gilt, besagt im Grundsatz, dass die Entscheidungsmehrheit bei einem Investoreneinstieg immer beim Stammverein bleiben muss. Damit soll verhindert werden, dass Clubs - wie beispielsweise in England - vollständig veräußert werden.

"Wir haben Investoren, Anteilseigner", sagte Watzke, in Personalunion auch Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund. "Aber wir haben trotzdem den Schlüssel in der Hand, sitzen auf dem Fahrersitz. Wir wollen nur eins nicht, dass jemand sagt, gibt mir den Autoschlüssel und du nimmst jetzt den Bus." Jeder Investor, der Geld geben wolle, bekomme Mitspracherecht - aber eben nicht "den Autoschlüssel".

Das Bundeskartellamt hatte die 50+1-Regel im Jahr 2021 sportpolitisch als unbedenklich eingestuft, aber die drei Ausnahmen für die TSG 1899 Hoffenheim mit Mehrheitseigner Dietmar Hopp sowie die von Unternehmen gelenkten Clubs Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg kritisiert. Seitdem läuft das Klärungsverfahren.

"Da treffen Weltanschauungen aufeinander", sagte Watzke grundsätzlich zur 50+1-Debatte. Er verwies auf die Clublandschaft in Deutschland. Das Gefühl, nur "Kunde" zu sein, passe nicht zur Vereinskultur. "Da ist, glaube ich, das Lebensgefühl betroffen." Die Gesellschaft habe "nicht so viele gemeinsame Nenner, da müssen wir uns nichts vormachen". Bei einer gemeinsamen Lösung mit dem Kartellamt werde es schwerer, 50+1 "anzugreifen", sagte Watzke. "Wenn es denn jemand möchte."/mj/DP/jha