Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

BREXIT I: Die Einigung zwischen Grossbritannien und der EU über ein Freihandelsabkommen schlägt offenbar auch in der Schweizer Politik hohe Wellen. Zu reden gibt vor allem, dass im Brexit-Deal die Richter des Europäischen Gerichtshof (EuGH) keine Rolle spielen, anders als im Entwurf für den Rahmenvertrag zwischen der Schweiz und der EU. Nicht nur bekannte EU-Kritiker fordern nun, dass der Bundesrat das Thema in Brüssel noch einmal auf den Tisch bringe. FDP-Präsidentin Petra Gössi sagt in der "NZZ am Sonntag", "dass der Bundesrat mindestens versuchen sollte, eine Lösung ohne den EuGH auszuhandeln". Auf der linken Seite sieht sich Gewerkschaftspräsident und SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard bestätigt: "Die EU hat Flexibilität zeigen müssen. Es gibt für die Schweiz jetzt neue Möglichkeiten", sagt er in der Zeitung. Europarechtler und Aussenpolitiker dämpfen jedoch solche Hoffnungen: Die Schweiz habe ein viel engeres Verhältnis zur EU als Grossbritannien nach dem Brexit. Deshalb sei die Ausgangslage für die beiden Länder nicht zu vergleichen. (NZZaS, S. 4)

BREXIT II: Guy Parmelin äussert sich als erster Bundesrat zum Brexit-Vertrag zwischen der EU und Grossbritannien. "Es ist für die ganze Welt eine gute Nachricht, dass man ein Abkommen gefunden hat. Auch für die Schweiz", sagt der neue Bundespräsident gegenüber der SonntagsZeitung. Doch er will sich nicht festlegen, was der Deal für die Verhandlungen der Schweiz mit der EU über ein Rahmenabkommen bedeutet. "Wir warten nun auf den Text und analysieren die ganze Situation." Experten glauben, dass der Bundesrat nun stark unter Druck kommt, für die Schweiz einen besseren Vertrag mit der EU auszuhandeln. Darüber hinaus äussert sich Parmelin zur Corona-Politik der Regierung - und räumt Fehler ein. "Wir hatten die Situation im Sommer wahrscheinlich unterschätzt", sagt er. Zudem gesteht der Wirtschaftsminister ein, dass die Vorgaben des Bundes bei der Hilfe für Härtefälle zu kompliziert seien und die Verfahren zu lange dauerten. "Wir arbeiten hart daran, das zu verbessern." 2021 will er die Krisenkommunikation des Bundesrats verbessern. "Es zeigt sich, dass die Massnahmen zum Teil nicht verstanden werden. Deshalb komme ich zum Schluss, dass wir die Entscheidungen noch besser erklären müssen." (SoZ, S. 2, 3)

CORONA I: Wenige Tage nachdem in Grossbritannien eine potenziell hochansteckende Mutation des Coronavirus entdeckt worden ist, sind schon drei Fälle in der Schweiz gefunden geworden. Über zwei hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Donnerstag berichtet. Am Samstag bestätigte das BAG gegenüber der "NZZ am Sonntag" einen dritten Fall. Wie sich zeigt, betrifft einer den Kanton Zürich. "Eine der auf das mutierte Covid-19-Virus positiv getesteten Personen befindet sich hier in Isolation", sagt Beat Lauper von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich der Zeitung. Laut einer gut informierten Quelle soll es sich um einen Schweizer handeln, der in Grossbritannien arbeitet und für die Festtage in seinen Heimatkanton reiste. Recherchen der "NZZ am Sonntag" zeigen, dass sich die zweite mit dem mutierten Virus angesteckte Person in Liechtenstein aufhält. Der dritte Fall betreffe einen zweiten Deutschschweizer Kanton. (NZZaS, S. 10)

CORONA II: In Heimen und Spitälern sind viele Angestellte gegenüber Impfungen skeptisch. Darum haben nun Personalverbände und Arbeitgeberverbände des Gesundheitswesens laut "NZZ am Sonntag" ein Positionspapier verabschiedet, in dem sie den Angestellten die Impfung empfehlen. Sie würden darauf vertrauen, "dass der Impfstoff aufgrund der Daten wirksam, sicher und von guter Qualität ist". Gleichzeitig pochen sie aber darauf, dass kein Druck auf die Angestellten ausgeübt werden dürfe. "Es gilt, die individuellen Entscheide bezüglich Impfung der Mitarbeitenden zu respektieren." Bereits soll es einzelne Spitäler und Heime geben, die ihr Personal unter Druck setzen, sagt Stefan Giger, der Generalsekretär der Gewerkschaft VPOD. Mündlich oder schriftlich werde ihnen mit Entlassung gedroht. "Betroffen sind schlechter Ausgebildete in Randregionen, die so schnell keine andere Stelle finden würden", so Giger in der "NZZ am Sonntag". In städtischen Regionen funktioniere das nicht, da dort die Personalsituation äussert angespannt sei. Die Angestellten laufen vielerorts am Limit, neues Personal ist kaum zu finden. (NZZaS, S. 11)

CORONA III: Mitten in der Pandemie-Krise bauten die grössten Schweizer Arbeitgeber im abgelaufenen Jahr die Zahl der Arbeitsplätze aus. Das zeigt eine exklusive Umfrage der SonntagsZeitung. Grösste Jobmacher war der Detailhändler Coop mit 1000 neuen Stellen. Ausgebaut haben auch Fenaco (Volg, Landi), Lidl, Aldi, Migros, Otto's und Spar - also praktisch der gesamte Detailhandel. Der Pharma- und Chemiezulieferer Lonza schuf in Visp VS 500 neue Stellen. Als grösste Jobabbauerin sticht die kriselnde Warenhauskette Manor hervor. Sie strich 1200 Stellen. Der Staatsbetrieb Swisscom baute weitere 500 Stellen ab. Ebenfalls Hunderte Stellen fielen in der Flugbranche weg, die wegen der Pandemie abrupt in die Krise geriet. Unter dem Strich bauten jedoch mehr Firmen Stellen auf denn ab. Das Jobwunder dürfte im neuen Jahr weiter gehen. Zwanzig der neunzig von der SonntagsZeitung befragten grossen Arbeitgeber wollen die Zahl ihrer Arbeitsplätze ausbauen, nur neun stehen vor einem Stellenabbau, der grosse Rest rechnet mit einer stabilen Stellenzahl. Grösste Jobmacher im neuen Jahr werden die Post, die in den kommenden Jahren mehrere hundert neue Arbeitsplätze schaffen will, Lonza, die in Visp VS weitere 500 Stellen schafft und der Detailhandel. Allein die Migros kündigt den Aufbau mehrerer Hundert neuer Stellen an. (SoZ, 42)

CORONA IV: Am Montag hat der Bund wegen der Mutation des Corona-Virus für Einreisende aus England eine rückwirkende Quarantäne verhängt, wie SonntagsZeitung berichtete. Das hatte besonders für den Walliser Skiort Verbier Konsequenzen. Von den 400 betroffenen, englischen Touristen, die der Gemeinde bekannt sind, hat die Hälfte das Dorf in in einer Nacht- und Nebelaktion vor Ablauf ihrer Quarantäne verlassen. "Viele von ihnen blieben einen Tag in Quarantäne, bevor sie unbemerkt im Schutz der Dunkelheit aufbrachen", sagt Jean-Marc Sandoz, Kommunikationsbeauftragter der Walliser Gemeinde Bagnes, zu der Verbier gehört. Aufgefallen ist den Hoteliers die klandestine Abreise erst, weil ihre Anrufe in die Quarantänezimmer wiederholt unbeantwortet blieben oder die vor den Zimmern deponierten Mahlzeiten nicht angerührt worden waren. "Das war die schlimmste Woche, die unsere Gemeinde je erlebt hat", sagt Sandoz gegenüber der SonntagsZeitung. Bagnes fühle sich vom Bund und dem Kanton im Stich gelassen - und das in einer "nie dagewesenen Situation". (SoZ, S. 4)

WEIHNACHTSGESCHÄFT: In diesem Jahr ist das Weihnachtsgeschäft eingebrochen: Allein die Spielwarenkette Franz Carl Weber sei auf 1,5 Millionen unverkauften Produkten sitzen geblieben, sagt CEO Roger Bühler in der "NZZ am Sonntag". Er rechnet mit einem Umsatzverlust von 2,4 Millionen Franken wegen der Corona-Massnahmen. "Es ist extrem, was alles passiert ist", sagt Bühler in der Zeitung. Anderen Ladenketten ging es gleich. Insgesamt liegt das Weihnachtsgeschäft 2020 fünf bis zehn Prozent unter demjenigen von 2019, schätzt Martin Brown, Finanzprofessor an der Universität St. Gallen. Dies, obwohl Online-Shopping boomte. Nun dürfte es laut "NZZ am Sonntag" im Januar zur Rabattschlacht der Läden kommen, welche die zu viel eingekaufte Ware loswerden müssen. Zudem verschieben sie Produkte aus Aargauer und Solothurner Filialen, wo die Geschäfte geschlossen sind, in andere Kantone. Der Ausverkauf wird in den Städten zu mehr Rummel führen, als Epidemiologen lieb ist. (NZZaS, S. 23)

SCHWEIZ: 2020 ist das Jahr der Frauen - zumindest auf den Teppichetagen bedeutender Unternehmen. Das schreibt die SonntagsZeitung. Alpiq, Hotelplan Group, Adecco Schweiz, SBB Cargo, McDonald's Schweiz, Blick-Gruppe, Jelmoli, Ikea Schweiz und die Bundespensionskasse Publica - sie alle haben seit diesem Jahr eine neue Chefin. Die dynamische Entwicklung geht im nächsten Jahr weiter. UBS Schweiz, Dormakaba und Mobiliar haben in diesem Jahr neue Chefinnen gewählt, die 2021 ihr Amt antreten.Damit lässt sich sagen: Noch nie wurden so viele Chefinnen in Schweizer Unternehmen ernannt wie im abgelaufenen Jahr. Das bestätigt der Kadervermittler Guido Schilling, der in seinem seit 2006 erscheinenden jährlichen Schilling-Report die Zusammensetzung der Führungsgremien der hundert grössten Schweizer Arbeitgeber unter die Lupe nimmt. Doch zum Jubeln ist es zu früh. Denn im internationalen Vergleich schneidet die Schweiz nicht gut ab. Frauen in Konzernleitungspositionen sind hierzulande gemäss dem "European Women on Boards Gender Diversity Index" immer noch eine Rarität: Nur gerade zwei Prozent aller Chefs von Unternehmen in der Schweiz sind Frauen. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz damit auf Platz 12 von 17 analysierten Ländern. (SoZ, S. 44)

UBS / CREDIT SUISSE: Spezialvehikel, die bei Anlegern Geld einsammeln, dann an die Börse gehen, um dann Jagd auf Firmen zwecks Übernahmen zu machen, sind derzeit der grosse Renner an den Börsen. Wie die SonntagsZeitung schreibt, gehören die beiden Schweizer Grossbanken zu den grössten Akteuren bei diesen sogenannten SPACs (Special-purpose acquisition companies). Die Credit Suisse ist die Nummer 1, die UBS die Nummer 5 weltweit. Die Anlagevehikel sind umstritten, denn die Anleger wissen zum Zeitpunkt ihres Einstiegs nicht, ob und wann eine Übernahme stattfinden wird. Und schon gar nicht, um welche Firmen es geht. 66 Milliarden Dollar wurden 2020 in dieses Segment reingeschossen, das ist Rekord. Kritiker nennen SPACs "die schnelle Geld-Intrige", bei der die Risiken beim Anleger landen. Selbst die UBS warnte im Oktober vor den Risiken. (SoZ, S. 47)

NESTLÉ / BARRY CALLEBAUT: Die Schokoladenhersteller versuchen, ihre Produkte auf teilweisen Zuckerentzug zu setzen. Das berichtet die SonntagsZeitung. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé versucht sich nach einem grossen Flop an anderen Varianten, um den Zuckergehalt in seinen Schokoladen um bis zu 30 Prozent zu reduzieren. Auch Chocolat Frey, der Schoggiproduzent des Grossverteilers Migros, probiert neue Ansätze, sagt eine Sprecherin. "Ziel ist es, ein zusätzliches Angebot an zuckerreduzierter Schokolade anzubieten." Barry Callebaut, der grösste Schokoladenhersteller der Welt, hat das Thema Zuckerreduktion ebenfalls weit oben auf der Agenda. "Wir arbeiten derzeit in mehreren Projekten an neuen zuckerreduzierten Lösungen", sagt ein Sprecher. Man konzentriere sich dabei auf neue Zutaten und neue Technologien. (SoZ, S. 45)

jl