BONN (dpa-AFX) - Weniger Papier, mehr Pappe: Die Coronapandemie hat den Strukturwandel in der deutschen Papierindustrie verschärft. Die heimischen Fabriken stellten im vergangenen Jahr 12,4 Millionen Tonnen Verpackungen her und damit 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr, teilte der Verband Deutscher Papierfabriken am Montag in Bonn mit. Ein Grund für den Anstieg war die erhöhte Nachfrage nach Kartons für den Online-Handel. 2019 lag das Plus deutlich niedriger.

Die Herstellungsmenge des grafischen Papiers - etwa für Zeitungen und Werbeprospekte - brach hingegen um 15,1 Prozent auf 6 Millionen Tonnen ein. Dieses Marktsegment verlor weiter an Boden, 2019 waren es minus 8,3 Prozent gewesen.

Die Pandemie habe den Trend zur Digitalisierung beschleunigt, sagte Verbandspräsident Winfried Schaur. Zudem sei zu spüren gewesen, dass viele Unternehmen wegen der Corona-Schließungen auf Werbemaßnahmen verzichtet und dann auch kein Papier gebraucht hätten. Schaur betonte, dass die Papierindustrie weiter Zukunftspotenzial habe. Innovative Produkte böten nachhaltige Alternativen zu Kunststoff.

Die Produktionsmenge im Bereich Hygienepapiere stieg um zwei Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen - das lag unter anderem an einer temporär höheren Nachfrage nach Toilettenpapier. Spezialpapiere hielten sich konstant.

Alles in allem sank die produzierte Menge der Papierfabriken um 3,3 Prozent auf 21,4 Millionen Tonnen. Der Preisverfall setzte der Branche den Angaben zufolge zu, insgesamt sackte der Umsatz der Zellstoff- und Papierindustrie in Deutschland um 11,6 Prozent auf 12,7 Milliarden Euro.

Zu den Firmen, die Fabriken in Deutschland haben, gehört der schwedische Hygienepapier-Hersteller Essity mit Marken wie Zewa, Tempo und Danke. Weitere Branchenvertreter sind die Papierfabrik Palm aus Aalen in Baden-Württemberg und Schoellershammer aus Düren in NRW./wdw/DP/zb