Frankfurt (Reuters) - Die Bundesbank steht einer Aufstockung der Finanzkraft des Internationalen Währungsfonds (IWF) grundsätzlich offen gegenüber.

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hatte jüngst eine Erhöhung um 650 Milliarden Dollar vorgeschlagen und zwar über sogenannte Sonderziehungsrechte (SZR), der eigenen künstlichen Währung des Fonds. "In der aktuellen Krise ist es sicherlich richtig, über eine Zuteilung von Sonderziehungsrechten nachzudenken", teilte Weidmann der Nachrichtenagentur Reuters auf Anfrage mit. "SZR würden vom IWF anteilig an alle Mitgliedsländer verteilt."

Das Thema dürfte auf der virtuellen Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in dieser Woche diskutiert werden. Die USA als wichtigster Träger des IWF hatten eine solche Aufstockung in der jüngsten Vergangenheit stets blockiert. Unter der neuen Regierung von US-Präsident Joe Biden hat sich das aber geändert. Die Bundesregierung hatte bereits deutlich gemacht, einen solchen Schritt mittragen zu wollen. Laut IWF-Chefin Georgiewa könnten damit in der Coronavirus-Krise besonders arme Entwicklungsländer unterstützt werden, etwa beim Kauf von Impfstoffen.

Weidmann zufolge sollten jedoch auch andere Instrumente erwogen werden. "Wenn es um die akuten Probleme einzelner Länder geht, sollten aber auch andere, besser geeignete Optionen betrachtet werden", sagte er. Dazu zählen aus seiner Sicht Finanzhilfen von internationalen Entwicklungsbanken und offiziellen Gebern oder mögliche Stundungen und Restrukturierungen von Schulden im Rahmen von G20-Initiativen.

Normalerweise erhielten Länder Finanzhilfen vom IWF nur, wenn sie sich zu Reformen verpflichteten, um etwa die Ursachen ihrer Finanzierungsengpässe zu beseitigen, sagte Weidmann. "Die Nutzung von Sonderziehungsrechten ist hingegen nicht an solche Bedingungen geknüpft", führte er aus. "Ihre Zuteilung darf nicht andere, zielgerichtete Instrumente verdrängen und notwendige Reformen verzögern."

Weidmann äußerte sich zudem zum Regierungswechsel in den USA. Dieser lasse darauf hoffen, dass sich die internationale Zusammenarbeit verbessere und die Positionen der USA wieder verlässlicher würden. "Das gilt insbesondere für den Klimaschutz, aber auch für die Handelspolitik." Die Berufung von Ngozi Okonjo-Iweala an die Spitze der Welthandelsorganisation WTO sei ein wichtiges Signal für mehr Miteinander in der internationalen Politik gewesen. Die Ex-Finanzministerin Nigerias wurde unlängst einstimmig für das Amt der Generaldirektorin ausgewählt. Unter der Regierung von Donald Trump hatten die USA ihre Kandidatur noch abgelehnt.