Trotz eines angespannten politischen und diplomatischen Klimas im Dezember 2024, zeigt die Geschichte, dass der Aktienmarkt im letzten Monat des Jahres üblicherweise ruhige Bahnen zieht. Die festliche Zeit am Jahresende geht meist mit guten Börsenleistungen einher. Daten von Yardeni Research, die den S&P 500 seit 1928 verfolgen, bestätigen dies: Der Dezember endete überwiegend im Plus – 70 Mal gegenüber nur 26 Mal im Minus. Obwohl der Dezember häufiger Gewinne verzeichnet als andere Monate, sind diese Gewinne eher bescheiden. Mit einem durchschnittlichen Plus von 2,99% liegt der Dezember knapp vor dem Februar, während die durchschnittlichen Verluste bei 3,19% liegen. Das zeigt: Der Dezember gewinnt oft, und wenn er verliert, dann wenig.
Eine genauere Betrachtung der Daten zeigt das Phänomen der "Weihnachtsrallye". Dieser Aufwärtstrend am Aktienmarkt, der oft um Weihnachten herum zu beobachten ist, findet gewöhnlich in der Woche vor dem 25. Dezember statt und kann sich bis zum 2. Januar erstrecken. Yale Hirsch, Gründer des Stock Trader's Almanac, prägte den Begriff 1972. Er legte die letzten fünf Handelstage des Jahres und die ersten beiden des neuen Jahres als Zeitraum für die Rallye fest. Sprung in den Mai: Schon 1935 wurde das Sprichwort "Sell in May and go away" in der Financial Times erwähnt – ein alter und mittlerweile weiser Börsenspruch.
Die Rallye dient auch als Indikator für das kommende Jahr: Seit 1994 stiegen die Aktien in dieser Zeit 23 Mal. In 18 dieser Fälle folgte ein positives Jahr für den S&P 500. In den sechs Fällen, in denen die Aktien während der Weihnachtsrallye fielen, ging es im folgenden Jahr viermal bergab.
Mehrere Faktoren könnten diesen Trend während der siebentägigen Handelsperiode erklären. Genannt werden das geringere Handelsvolumen durch die Abwesenheit institutioneller Investoren nach Weihnachten, was Privatanleger mit ihrer oft größeren Zuversicht stärker in den Vordergrund rückt. Einige kaufen Aktien in Erwartung des "Januar-Effekts", der nach dem steuerbedingten Verkauf im Dezember oft zu Kurssteigerungen führt.
Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr kann auch Hoffnung und Optimismus für das kommende Jahr wecken. Zudem ermöglichen Jahresendboni und Geschenke zusätzliche Investitionen. Sobald die Weihnachtsrallye als Phänomen anerkannt ist, kann sie sich selbst verstärken: Wenn die Menschen daran glauben, handeln sie entsprechend.
Einige Fakten aus der Vergangenheit deuten laut Stock Trader's Almanac in diese Richtung:
- 2018 schloss der S&P 500 nach dem 24. Dezember, den letzten vier Handelstagen des Monats, 6,6% höher ab.
- 2008, während der Subprime-Krise, gab es eine Weihnachtsrallye trotz Bärenmarkt. In den sieben Tagen stieg der S&P 500 um 7,5%, bevor er am 9. März 2009 seinen Tiefpunkt erreichte.
- In beiden Jahren, 2008 und 2018, deutete die Weihnachtsrallye auf Bullenmärkte im folgenden Jahr hin. 2009 legte der Index um 23% zu, 2019 um 29%.
Was ist mit Europa?
STOXX 600
Der STOXX Europe 600, der 600 große, mittlere und kleine Aktien aus 17 europäischen Ländern vereint, zeigt seit Januar 1998 interessante monatliche Schwankungen. Die historischen Daten deuten darauf hin, welche Monate eher Gewinne bringen und welche größere Risiken bergen:
Der europäische Leitindex zeigt ähnliche saisonale Muster wie der S&P 500, besonders im Frühling und Winter. Der April ist, zusammen mit dem Dezember, ein besonders günstiger Monat für Börsengewinne. Die Gewinne sind zum Jahresende oft moderater. Der Juni hingegen ist oft von Rückgängen geprägt, während beim S&P 500 diese schon im Mai beginnen. August und September sind in der Regel ungünstig, mit einem Tiefpunkt im September (durchschnittlicher Rückgang von 5,15%), was auch beim US-Index zu sehen ist (durchschnittlich -4,70%).
Zusammengefasst zeigen Indizes wie der S&P 500 und der Stoxx Europe 600 ähnliche saisonale Muster. Der Dezember ist für Anleger ein strategischer Monat, der moderate, aber stetige Gewinne verspricht und oft einen vielversprechenden Start ins neue Jahr einläutet. Der Frühling, insbesondere März und April, scheint häufiger und stabiler Gewinne zu bringen. Die Sommermonate, vor allem August und September, sind oft unberechenbar und risikoreicher. Das Sprichwort "Sell in May and go away" kommt also nicht von ungefähr. Es ist wichtig zu bedenken, dass diese Trends, obwohl historisch, keine Gewinngarantie bieten und teilweise selbst erfüllend sind. Wer neu an der Börse ist, sollte also nicht nur nach dem Kalender gehen.