FRANKFURT (Dow Jones)--Der Frankfurter Ökonom Volker Wieland hat die Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert, ein Anleihekaufprogramm zur Begrenzung der Renditeabstände (Spreads) der Staatsanleihen hoch verschuldeter Länder gegenüber Bundesanleihen zu begrenzen. "Mit den Outright Monetary Transactions (OMT), die an die Bedingung eines ESM-Programms gekoppelt sind, könnte die EZB Staatsanleihen einzelner Länder in großem Umfang kaufen", sagte Wieland der Augsburger Allgemeinen.

Das habe sie zwar bisher nicht genutzt, aber selbst das Bundesverfassungsgericht habe dem unter bestimmten Bedingungen zugestimmt. "Das heißt, die Instrumente sind alle da, wir brauchen keine neuen. Der Wunsch nach neuen Instrumenten kommt nur daher, dass man die Bedingungen, die mit einem Einsatz der OMT einhergeht, nicht mag", sagte Wieland.

Wieland forderte die EZB zu einem energischeren Vorgehen gegen die Inflation auf. "Inzwischen ist die Inflation bei uns nicht geringer als in den USA, und wenn wir die Produzentenpreise anschauen, dann sehen wir, dass diese Preisanstiege in viele Produkte hinein weitergegeben werden, auf eine Weise, die ist extrem", sagte er.

Wieland rechnet damit, dass auch die EZB noch mehr tun muss, als sie bisher angekündigt hat: "Wir haben noch keine Zinserhöhung gesehen. Die Märkte erwarten inzwischen, dass die Notenbankzinsen bis nächstes Jahr über 2 Prozent steigen müssen. Das ist in kurzer Zeit ziemlich viel, was da noch passieren müsste."

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June 28, 2022 08:31 ET (12:31 GMT)