Der Einkaufsmanagerindex, der die Geschäfte von Industrie und Dienstleistern bündelt, fiel im Oktober auf 49,4 Punkte von 50,4 Zählern im September, wie die am Freitag veröffentlichte Firmen-Umfrage des Instituts IHS Markit zeigt. Somit sackt das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer wieder unter die Wachstumsschwelle von 50. Damit steige das Risiko, dass die Euro-Zone wieder in die Rezession rutsche, warnte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.

"Die neuerlichen Beschränkungen als Reaktion auf die stark steigenden Infektionszahlen und die wieder zunehmende Verunsicherung der Verbraucher zeigen Wirkung", sagte Ökonom Christoph Weil von der Commerzbank. Während das Barometer in Deutschland trotz leichten Rückgangs noch immer ein robustes Wachstum zeigt, schrumpfte die wesentlich härter von der Pandemie getroffene Wirtschaft Frankreichs im Oktober bereits deutlich. Das Markit-Barometer fiel auf 47,3 Punkte. Dem Land droht wegen der strengen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie nun ein Rückfall in die Rezession.

"DEUTSCHE WIRTSCHAFT HÄLT SICH WACKER"

Während sich damit die Konjunkturaussichten in Frankreich verdüstern, profitiert Deutschland laut Markit von seinem Industriesektor, der den drittstärksten Aufschwung seit Umfragebeginn vor knapp 25 Jahren hinlege. Die hiesige Wirtschaft halte sich somit "erfreulicherweise ziemlich wacker", ergänzte Markit-Ökonom Phil Smith. Sorge bereiten allerdings die Dienstleister in Deutschland. Das Markit-Barometer fiel um 1,7 auf 48,9 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. "Obwohl einige Dienstleistungsunternehmen unter den neuen Restriktionen und der zunehmenden Unsicherheit im Zusammenhang mit der 'zweiten Welle' leiden, hielten sich die Geschäftseinbußen hier insgesamt noch in Grenzen", sagte Smith.

Die Dienstleister in der Euro-Zone insgesamt kämpfen mit stärkerem Gegenwind. Das entsprechende Barometer fiel auf 46,2 Punkte von 48,0 Zählern. Ökonom Christoph Swonke von der DZ Bank verweist darauf, dass neben Corona-bedingten Einschränkungen mit Irland und den Niederlanden bereits zwei Länder wieder "eine Art Lockdown" eingeführt haben: "Dies geht nicht spurlos an der Dienstleistungsbranche vorbei." In den besonders betroffenen Volkswirtschaften ist laut DZ Bank bereits wieder mit einem "gesamtwirtschaftlichen Rücksetzer" zu rechnen.

Die Wirtschaft der Währungsunion war im zweiten Quartal wegen der Corona-Krise im Rekordtempo geschrumpft. Dieses Jahr dürfte sie laut dem Internationalen Währungsfonds IWF um 8,3 Prozent einbrechen, 2021 wird es demnach allerdings wieder um 5,2 Prozent bergauf gehen. "Das Corona-Virus wird das wirtschaftliche Geschehen in den kommenden Monaten diktieren", meint Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Herbst- und Wintermonate würden zu einer neuerlichen wirtschaftlichen Herausforderung: "Vermutlich bedarf es weiterer staatlicher Hilfen, um besonders hart betroffene Branchen über Wasser zu halten."