Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Vertreter der deutschen Wirtschaft haben die verlängerten Einreisebeschränkungen der USA für Reisende aus Europa und anderen Staaten kritisiert. "Mit den Einreisestopps schadet sich die US-Regierung selbst und anderen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. Verzögerungen in der Produktion, Lieferung und Durchführung strategischer Projekte behinderten "die beherzte Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivität".

Unter den Beschränkungen litten nicht nur die vielen in den USA aktiven deutschen Unternehmen, sondern auch alle vor Ort beteiligten Akteure wie Lieferanten, Partner und Kunden. "Deutsche Unternehmen, insbesondere mit Tochtergesellschaften in den USA, haben derzeit große Probleme, ihre Mitarbeiter in die USA zu entsenden oder ihre Rückkehr dorthin sicherzustellen, obwohl die EU ihre Beschränkungen für US-Bürger aufgehoben hat", sagte er. Die US-Regierung müsse baldmöglichst die Einreisebeschränkungen mit den erforderlichen hygienischen Vorsichtsmaßnahmen zurücknehmen. "Auch für das transatlantische Verhältnis wäre eine Rücknahme der Beschränkungen wichtig."

Scharfe Kritik kam vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). "Es ist absolut unverständlich, dass die USA die Reisefreiheit für europäische Geschäftsreisende aus Schengen-Ländern nicht wiederherstellen werden", sagte der Abteilungsleiter Außenwirtschaft im VDMA, Ulrich Ackermann. Viele Geschäftsreisende seien seit Monaten nicht für eine Ausnahmegenehmigung qualifiziert, was sie von vielen neuen Geschäftsmöglichkeiten in Amerika ausschließe.

Selbst für diejenigen, die eine Ausnahmeregelung erhalten könnten, bleibe der Prozess zeitaufwändig und umständlich. "Da die Impfraten in Europa mittlerweile mit denen in den USA vergleichbar sind, gibt es keine Rechtfertigung für den Ausschluss europäischer Geschäftsreisender", beklagte Ackermann. Europa habe im Juni seine Reisebeschränkungen für Amerikaner aufgehoben, was die amerikanische Entscheidung noch frustrierender mache. "Die EU und die Bundesregierung sind hier gefordert, die Partner in Washington von ihrer Blockade abzubringen", betonte er.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) verwies auf zu befürchtende massive Schäden für die Wirtschaft wegen der Beibehaltung der US-Einreisebeschränkungen. "Durch den 'Travel Ban' und dessen angekündigte Verlängerung entsteht den deutschen Unternehmen in den USA ein Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier der Funke-Mediengruppe. "Das umfasst die gestrichenen und aufgeschobenen Investitionen sowie die Einbußen beim Export von Deutschland in die USA - insbesondere beim Maschinen- und Anlagenbau."

Der Transatlantik-Koordinator der Regierung, Peter Beyer (CDU), bedauerte unterdessen die US-Entscheidung, Europäern weiterhin die Einreise in die Vereinigten Staaten zu verweigern. "Es ist ein Stück weit enttäuschend, dass die USA ihre Einreisebeschränkungen für den Schengenraum nicht lockern werden", sagte Beyer der Süddeutschen Zeitung. Beyer sah vor allem problematische Konsequenzen für die Wirtschaft auf beiden Seiten und nannte mehr gegenseitiges Entgegenkommen "wünschenswert", nachdem die EU die Einreiseregeln für US-Bürger zuletzt gelockert hatte.

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July 27, 2021 07:54 ET (11:54 GMT)