Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Wirtschaftsverbände und Politikvertreter setzen in den Amtsantritt von Joe Biden als neuen US-Präsidenten große Hoffnung auf eine engere Kooperation und die Lösung von Handelskonflikten.

Die Maschinenbauer etwa drängen die Europäische Union zu Kompromissbereitschaft. "Der Neustart für die transatlantischen Handelsbeziehungen sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden. Kurzfristig möglich wäre eine Abschaffung der US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus der EU einschließlich der europäischen Gegenzölle" erklärte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft im VDMA. "Auch eine rasche Lösung des seit Jahrzehnten andauernden Boeing-Airbus-Handelsstreits bedarf nur des guten Willens auf beiden Seiten des Atlantiks.

Auch der Präsident des Bankenverbandes, Hans-Walter Peters, hofft, dass sich mit dem Amtsantritt Bidens die transatlantischen Beziehungen nun wieder verbessern. "Der neue Präsident hat die Mammutaufgabe, ein so gespaltenes Land wieder zu einen", so Peters. "Die weltweite Corona-Krise hat die Bedeutung eines gemeinsamen Vorgehens noch einmal sehr deutlich gemacht." Die privaten Banken hofften zudem, dass die gute US-amerikanisch-europäische Zusammenarbeit im Bereich der Finanzdienstleistungen weiter ausgebaut werden könne.


Europa soll sich mit Initiativen einbringen 

Der Außenpolitiker Norbert Röttgen (CDU) sieht auf Europa zusätzliche Aufgaben im künftigen transatlantischen Verhältnis zukommen. Die Europäer sollten "nicht auf Vorschläge aus den USA warten, sondern uns selbst mit Initiativen beim globalen Klimaschutz und im Umgang mit China einbringen", sagte Röttgen der Rheinischen Post.

Für den außenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt, ergibt sich mit Bidens Amtsantritt "die große Chance zur Erneuerung und nachhaltigen Stärkung der transatlantischen Partnerschaft und zur Stärkung internationaler Institutionen". In den kommenden vier Jahren komme es mehr als zuvor darauf an, den Westen und die mit ihm verbundenen Werte zu verteidigen und zu stärken. Hierzu gehören Freiheit, Demokratie, die Achtung der Menschenrechte sowie die soziale Marktwirtschaft und transparenter, freier Handel als wirtschaftliche Ordnungsprinzipien.

Der Präsident des SPD-nahen Wirtschaftsverbands Michael Frenzel machte deutlich, dass man mit dem Amtsantritt nach vorne schauen müsse. "Die globalen Herausforderungen werden wir Europäer nur gemeinschaftlich mit den USA lösen können. Hierfür müssen beide Seiten aufeinander zugehen", so Frenzel. "Für uns heißt das auch: Europa muss die eigenen Hausaufgaben machen."

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January 20, 2021 08:55 ET (13:55 GMT)