FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer turbulenten Woche hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag deutlich fester geschlossen. Stützend wirkte der nur leichte Rückgang im Ifo-Geschäftsklima. Der Index sei nur auf 92,3 nach 93,0 im Vormonat gesunken, hieß es im Handel. Nach den schwachen Einkaufsmanagerindizes vom Vortag seien noch deutlich schlechtere Werte erwartet worden. Nur im Index der Geschäftserwartungen zeige sich mit 85,8 die negative Stimmung deutlicher. Per Saldo seien die Ifo-Daten aber zumindest für das Sentiment eine positive Nachricht.


   Ifo-Index passt nicht zur Nachrichtenlage 

Allerdings passe der Ifo-Index nicht zur Nachrichtenlage, hieß es weiter. An eine tragfähige Bodenbildung wird auf den aktuellen Niveaus nicht geglaubt. Die Investmentampeln für Europa stünden weiter auf "knallrot"; angesichts von Inflation, Krieg, Gasknappheit, Rezessionssorgen und nun noch neuen Sorgen um die Tragfähigkeit der Verschuldung gebe es keinen Grund, hierzulande investiert zu sein, so Händler. Der DAX gewann 1,6 Prozent auf 13.118 Punkte.

Derweil bekommen immer mehr Unternehmen die Folgen der hohen Inflation und der daraus resultierenden Konsumzurückhaltung zu spüren. Jüngstes Beispiel ist der Online-Modehändler Zalando, der am Vorabend seine Jahresprognosen drastisch gesenkt hat. Die Aktie verlor nach hochvolatilem Geschäft 1,6 Prozent und zog auch andere Aktien der Einzelhandels- und E-Commerce-Branche mit nach unten. Ceconomy büßten 7,5 Prozent ein, Global Fashion Group fielen um 1,7 Prozent.

Deutsche Bank gewannen 4,8 Prozent nach Veröffentlichung des US-Bankenstresstests. Dabei kam die US-Tochter der Deutschen Bank auf die höchste Kapitalquote aller geprüften Banken. Gesucht waren ferner die Aktien der Deutschen Post (+2,6%), nachdem US-Wettbewerber Fedex überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt hat.

Die Aktien von Adler Real Estate (ARE) sprangen um 44,7 Prozent auf 7,58 Euro. Kurstreiber war die Ankündigung der Adler Group, einen Squeeze-Out der verbliebenen Aktionäre zu betreiben. Über den geplanten Abfindungspreis machte Adler Group in ihrer Adhoc noch keine Angaben. Nur etwas über 3 Prozent der ARE-Aktien sind noch frei im Umlauf.

Keinen großen Einfluss auf Tui hatte die Rücktrittsankündigung des Vorstandsvorsitzenden Friedrich Joussen per Ende September. Die Aktien fielen 3,7 Prozent mit dem Sektor. Lufthansa verloren 4,9 Prozent. Über den Reiseaktien hängt die Einsicht, dass es keine Wiederholung der Nach-Corona-Nachfrage geben wird.

Angesichts von Inflation und explodierenden Energiepreisen würden die Verbraucherbudgets zusammenschmelzen, Reise und Einzelhandel seien die Hauptverlierer. "Viele Verbraucher haben ihre Nebenkostenabrechnungen noch nicht", sagte ein Händler. Erst dann dürfte ihnen klar werden, dass kein Geld für weitere Urlaubsreisen zur Verfügung steht.


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INDEX          zuletzt  +/- %  +/- % YTD 
DAX          13.118,13  +1,6%    -17,42% 
DAX-Future   13.105,00  +1,4%    -17,16% 
XDAX         13.125,63  +1,4%    -17,18% 
MDAX         26.952,04  +1,7%    -23,26% 
TecDAX        2.919,32  +2,8%    -25,53% 
SDAX         12.175,86  +1,3%    -25,82% 
zuletzt             +/- Ticks 
Bund-Future     147,82    +20 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX           32          8     0          4.211,9        98,4   102,1 
MDAX          41          9     0            650,4        43,7    49,7 
TecDAX        27          3     0            755,1        27,1    26,5 
SDAX          53         15     2            135,4        10,3     9,3 
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June 24, 2022 11:47 ET (15:47 GMT)