Europa senkt weiter, die Schweiz setzt auf Nullzins
Nach der Europäischen Zentralbank hat auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) erneut ihren Leitzins gesenkt – nun auf exakt null Prozent. Hintergrund: Die Schweiz ist laut dem aktuellen Ranking des IMD (Institut für Management-Entwicklung in Lausanne) erneut weltweiter Spitzenreiter in puncto Wettbewerbsfähigkeit.
Bemerkenswert dabei: Der Bericht entkräftet eine weitverbreitete ökonomische Annahme – dass eine starke Währung automatisch ein Wettbewerbsnachteil sei. Ganz im Gegenteil, argumentiert der Forschungsleiter des IMD: Eine starke Währung zeuge vom Vertrauen der Investoren, während die Schweiz als politisch stabiles Land mit erstklassiger Infrastruktur punkte.
Zum Vergleich: Deutschland belegt im Ranking lediglich Platz 19. Es drängt sich die Frage auf, ob sich die Politik in Westeuropa an der Stabilitätskultur der Schweiz ein Beispiel nehmen sollte.
USA: Warten auf September
Die US-Notenbank Fed hat ihre Leitzinsen unverändert belassen – und dies trotz schwächelnder Konjunktursignale. Gründe sind die anhaltend hohe Inflation, ein robuster Arbeitsmarkt sowie geopolitische Spannungen.
Am Markt herrscht weiterhin Konsens über zwei Zinssenkungen bis Jahresende – die erste im September, die zweite im Dezember.
Auf Konsumseite sind die Einzelhandelsumsätze im Mai erwartungsgemäß rückläufig (-0,9 % gegenüber dem Vormonat). Ein Großteil der US-Konsumenten hatte seine Einkäufe vorgezogen – aus Sorge vor den neuen Importzöllen. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum dennoch bei soliden +3,3 %, inflationsbereinigt bleibt ein Realkonsumwachstum von 0,9 %.
Im Sommer ist mit weiteren Schwankungen zu rechnen, wenn die vollen Auswirkungen der Preissteigerungen sichtbar werden – deren Umfang bislang noch schwer abschätzbar ist.
Anleihemärkte: Stabilität trotz geopolitischer Risiken
Die Renditen von Staatsanleihen haben sich nur leicht bewegt und pendeln weiterhin innerhalb der im April verzeichneten Bandbreiten. So liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe aktuell zwischen 2,42 % und 2,72 %.
Erfreulich ist das Ausbleiben einer Flucht in sichere Häfen – ein Zeichen dafür, dass die Märkte derzeit keine Eskalation des Nahostkonflikts befürchten, obwohl es zuletzt zu US-Luftangriffen auf iranische Atomanlagen kam.
Auch der „Angstindex“ VIX bleibt unter seinem jüngsten Hoch vom 23. Mai bei 25,50 % – jenem Tag, an dem Donald Trump einen 50-prozentigen Strafzoll auf europäische Exporte in die USA angekündigt hatte.
Kurzum: Die Zinssitzungen sind vorerst abgeschlossen, die Märkte halten die Luft an. Die geldpolitische Lage scheint stabil – doch wie immer nur bis zum nächsten Mal.