Frankfurt (Reuters) - Produktionsausfälle bei Zulieferern wären nach den Worten von Daimler-Truck-Chef Martin Daum das größte Problem bei einer Rationierung der Gasversorgung in Deutschland.

"Unsere größte Sorge ist, dass es die Lieferketten weiter verschlechtert", sagte Daum am Donnerstag. Es sei etwa nicht absehbar, ob alle Zulieferer im Fall einer Gas-Notfallsituation zu den bevorzugten Beziehern des Brennstoffs gehörten. Bei dem Lkw-Bauer selbst sei eine Gaskrise zu bewältigen, auch wenn rund die Hälfte der benötigten Energie hierzulande mit Gas abgedeckt werde. Der Dax-Konzern will mit Einsparungen und dem Umstieg auf Strom und Öl sicherstellen, dass es zu keinem Produktionsausfall kommt. Ein Ärgernis ist Daum zufolge aber die noch ausstehende Änderung der Betriebsgenehmigung zum Einsatz von Öl statt Gas. Diese sei schon im Mai beantragt worden und erst für September in Aussicht gestellt. "Wenn alles so lange dauert, ist es schwierig, dieses Thema zu bekämpfen", sagte Daum.

WACHSTUMSKURS INTAKT

Daimler Truck konnte trotz höherer Rohstoffpreise und Teilemangels - vor allem Halbleiter sind weiter knapp - den Gewinn im zweiten Quartal kräftig steigern. Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte von April bis Juni um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf eine Milliarde Euro, teilte der Weltmarktführer für Schwerlaster mit. Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro und damit viel stärker als der Absatz, der um vier Prozent auf knapp 121.000 Fahrzeuge zulegte. Neben höheren Preisen aufgrund einer anhaltend hohen Nachfrage hätten dazu das Service-Geschäft und positive Wechselkurseffekte beigetragen. Die Zahlen übertrafen die Markterwartungen, was der Aktie zunächst zu einem Plus von zwei Prozent verhalf. Später drehte der Titel ins Minus.

Truck-Chef Daum geht davon aus, dass die Sondersituation einer hohen Nachfrage, die einem künstlich verknappten Angebot aufgrund der Chip-Krise gegenübersteht, noch länger anhält. Die Lkw-Nachfrage ist normalerweise ein Frühindikator für die Konjunktur, bei der weltweit eine Abkühlung bis hin zur Rezession befürchtet wird. "Wir sehen keine Rezession", sagte Daum. Es gebe weiterhin einen hohen Bedarf an einer Erneuerung von Lkw-Flotten. Die erhöhten Preise könnten noch länger beibehalten bleiben. "Wir haben bisher keine Abbestellungen gesehen, die Kunden akzeptieren höhere Preise", ergänzte Daum. Da es auf Dauer ein inflationäres Umfeld gebe, gebe es gute Argumente dafür, die Preise auch bei nachlassendem Kostendruck von der Rohstoffseite beizubehalten. "Wir werden definitiv die Preise halten, um zu normalen Margen zurückzukommen", sagte Daum. Im zweiten Quartal verdiente der Dax-Konzern acht Prozent vom Umsatz. Die Zielmarke liegt bei gutem Marktumfeld bei zehn Prozent.

Die Schwaben bestätigten die Jahresprognose eines Umsatzes von 48 bis 50 Milliarden Euro (Vorjahr: 40 Milliarden Euro) und einer Umsatzrendite von sieben bis neun Prozent nach sechs Prozent im Vorjahr. Finanzchef Jochen Goetz sagte, die Mitte davon sei für 2022 wahrscheinlich. Während die beiden Hauptmärkte Europa und Nordamerika gut liefen, leide das China-Geschäft unter einem Markteinbruch infolge der monatelangen Corona-Lockdowns im Frühjahr. Das sei genutzt worden, um Halbleiter von dort abzuziehen und in die Werke in den USA und Deutschland zu schicken.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)