Washington/Frankfurt (Reuters) - Die ungelöste Frage der Risiken von 5G-Mobilfunkmasten für den Luftverkehr in der Nähe von Flughäfen in den USA hat etliche Airlines einem Stresstest ausgesetzt.

Nach wochenlanger Debatte verschoben die beiden US-Mobilfunker A&T und Verizon in der Nacht zum Mittwoch zum dritten Mal die Inbetriebnahme von 5G-Anlagen, dieses Mal auf unbestimmte Zeit. Das Zugeständnis kam aber zu kurzfristig für internationale Fluggesellschaften, die aus Vorsicht Dutzende Flüge strichen oder andere, davon nicht betroffene Maschinen einsetzten. Die Lage sei "kriminell und absolut verantwortungslos", schimpfte der Chef von Emirates, Tim Clark, im TV-Sender CNN. Die arabische Airline strich so wie einige Gesellschaften aus Asien oder British Airways vereinzelt Flüge. Auch die Lufthansa setzte einen Flug ab.

Vor allem das betroffene Boeing-Modell 777 musste kurzfristig gegen andere Langstreckenflieger ausgewechselt werden. Ab Donnerstag sei bis auf Weiteres weder eine Flugstreichung noch ein Flugzeugtausch notwendig, erklärte die Lufthansa am Nachmittag. Hintergrund ist die Sorge der US-Luftsicherheitsbehörde FAA, der Airlines und Flugzeugbauer, dass die 5G-Nutzung Kontrollgeräte wie den Höhenmesser an Bord stören könnte. Denn die neuen, für rund 80 Milliarden Dollar erworbenen Frequenzen des so genannten C-Bandes liegen in den USA näher als in Europa an den von der Luftfahrt genutzten Frequenzen. Es reicht bis 3,98 Gigahertz (Ghz) - die Flugzeuge nutzen 4,2 bis 4,4 Ghz. Europa funkt maximal auf 3,8 Ghz[L8N2TZ3BM]. Die EU-Luftfahrtbehörde EASA sieht daher kein Risiko beim 5G-Einsatz.

Flugzeuge müssen nun entsprechend aufgerüstet werden, um in den USA weiter operieren zu können. Airbus wie auch Boeing sollen entsprechende Updates bereits vornehmen. Obwohl die Mobilfunkbetreiber in den USA aufgrund der Bedenken Pufferzonen um rund 50 Flughäfen zunächst für sechs Monate einhalten, gab die FAA fast 1500 Sicherheitshinweise und Restriktionen zu 5G heraus. Die Höhenmessung wird unter anderem für automatisiertes Landen gebraucht, zur Schubumkehr oder um Windströmungen zu registrieren.

Etliche Airlines, darunter auch Lufthansa und ihre Tochter Austrian Airlines (AUA), setzten kurzerhand andere Flugzeugtypen ein. Nach Los Angeles, Chicago und San Francisco flog die Lufthansa am Mittwoch mit der Boeing 747-400, wie das Unternehmen erklärte. Ein Flug von Frankfurt nach Miami wurde gestrichen, die Passagiere auf den Abflugort München umgebucht. AUA wechselt von der Boeing 777 auf die Boeing 767, um Fluggäste von Wien nach Newark/New York zu bringen.

Mehr als 90 Prozent der neuen Funkmasten, die eine deutlich schnellere Datenübertragung ermöglichen, gehen unterdessen wie geplant in den USA in Betrieb. Sie sind weit genug weg von Flughäfen.