TEL AVIV (dpa-AFX) - Zwei Tage vor Beginn eines Lockdowns in Israel hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen eine Rekordmarke erreicht. Das Gesundheitsministerium teilte am Mittwoch mit, am Vortag seien 5523 neue Fälle registriert worden. Am Montag waren es 4973 gewesen. Auch die Zahl der Schwerkranken lag am Mittwoch mit 535 auf Rekordhöhe. Die Zahl der Corona-Tests war am Dienstag mit 55 734 so hoch wie nie zuvor. Jeder zehnte Test war dabei positiv.

Angesichts der hohen Fallzahlen entschied die israelische Regierung, die Schulen und Kindergärten schon am Donnerstag zu schließen. Der allgemeine Lockdown tritt erst am Freitag um 13.00 Uhr MESZ in Kraft, vor Beginn der jüdischen Feiertage. Er soll mindestens drei Wochen dauern.

Die Regierung folgte mit der früheren Schließung von Schulen und Kindergärten einer Empfehlung des Corona-Beauftragten Ronni Gamzu. Er hatte nach Medienberichten in einem Brief an das Gesundheits- und das Bildungsministerium geschrieben, der jüngste Anstieg sei vor allem auf Infektionen bei Schulkindern ab zehn Jahren und älter zurückzuführen.

Die Pandemie war in Israel zunächst glimpflich verlaufen, auch wegen eines strikten Kurses der Regierung. Nach raschen Lockerungen im Mai schnellten die Fallzahlen jedoch in die Höhe. Am meisten betroffen sind arabische und ultraorthodoxe jüdische Wohnviertel. Dort leben häufig größere Familien auf engem Raum zusammen, so dass Infektionsketten nur schwer unterbrochen werden können.

Schulen und Kindergärten sollen während des Lockdowns geschlossen bleiben und höhere Klassen Fernunterricht erhalten. Menschen dürfen sich außer in Ausnahmefällen nur bis zu 500 Meter von ihrem Zuhause entfernen. Lebensmitteleinkäufe und Arztbesuche sind weiter erlaubt. Es gab großen Widerstand gegen neue Beschränkungen, denn die Krise hat der Wirtschaft des Landes bereits schwer zugesetzt. Die Arbeitslosigkeit lag im Sommer bei mehr als 20 Prozent.

Der Erreger Sars-CoV-2 ist seit Beginn der Pandemie bei 166 794 Menschen in Israel nachgewiesen worden. 1147 Menschen sind nach einer Corona-Infektion gestorben. Das Land hat rund neun Millionen Einwohner./le/DP/eas