Bern (awp/sda) - Die Serie heftiger Gewitter reisst nicht ab: Bei Unwettern vom Mittwochabend sind zwei Menschen verletzt worden, es kam zu Behinderungen im Bahn- und Strassenverkehr sowie hunderten von Schadenmeldungen. Für Donnerstagabend waren erneut Gewitter mit Unwetterpotenzial angesagt.

In Frauenfeld krachte während des Gewitters am Mittwochabend ein Baum auf ein fahrendes Auto. Die 46-jährige Lenkerin wurde verletzt, sie musste ins Spital gebracht werden, wie die Thurgauer Kantonspolizei mitteilte. Am Auto entstand Totalschaden.

Zwischen Hörhausen und Dettighofen TG spülte der Regen Erdreich auf die Strasse. Eine 38-jährige Autofahrerin verlor deshalb auf der verschmutzten Fahrbahn die Kontrolle über ihren Wagen. Sie kam von der Strasse ab, prallte in eine Trafostation und wurde mittelschwer verletzt. Insgesamt gingen bei der Kantonspolizei Thurgau 200 Schadensmeldungen ein.

800 Meldungen im Kanton Bern

Alle Hände voll zu tun hatten die Kantonspolizei und Feuerwehren im Kanton Bern. Insgesamt seien am Mittwochabend und in der Nacht auf Donnerstag 800 Meldungen eingegangen, darunter 500 aus dem Berner Jura, twitterte die Kantonspolizei. Auch der Oberaargau sei stark betroffen gewesen.

Die Berner Gebäudeversicherung rechnete - Stand Donnerstag - mit rund 10'000 Schadensfällen und einer Gesamtschadensumme von über 25 Millionen Franken, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hiess.

Die meisten der Polizei gemeldeten Schadenmeldungen betrafen Wassereinbrüche und über Ufer getretene Bäche sowie Strassen, die wegen Steinschlags, Erdrutschen und Hochwasser gesperrt werden mussten. Bilder und Videos auf Medienplattformen zeigten mit Hagel bedeckte Strassen und Autobahnen im Berner Jura.

Von der Wucht des Unwetters in der Westschweiz zeugte der Fall einer 25 Meter hohen Pappel in Genf, der Baum prallte auf drei Autos und ein Fahrrad, verletzt wurde niemand.

Auch weitere Regionen wurden von Sturmwind, Starkregen und Hagelschlag heimgesucht. Auf der Einsatzzentrale der Polizei Basel-Landschaft gingen rund 1000 Notrufe ein, die Feuerwehren rückten rund 300 Mal aus. Im Aargau standen 49 Feuerwehren an über 70 Schadenplätzen im Einsatz. Bei der Kantonspolizei Solothurn gingen über 50 Meldungen ein.

Bahnverkehr betroffen

Die Unwetter hatten mehrere Störungen im Bahnverkehr zur Folge, die jedoch im Verlaufe des Donnerstags weitgehend behoben waren. So wurde laut SBB beispielsweise am späten Mittwochabend der Flughafenbahnhof in Kloten überschwemmt. Ein Teil der Gleisanlage stand einige Zentimeter hoch unter Wasser und Schlamm.

Im Berner Jura blieben mehrere regionale Bahnlinien auch am Donnerstag noch gesperrt. Es verkehrten Bahnersatzbusse. Auf der Strecke zwischen Sonceboz-Sombeval BE mussten wegen des Hagelgewitters am Mittwochabend zehn Personen aus einem Zug evakuiert werden, wie die SBB auf Anfrage eine Meldung von nau.ch bestätigten. Es sei auch zu Schäden an den Anlagen im Bahnhof Sonceboz gekommen.

Wegen eines Erdrutsches vorübergehend unterbrochen war die Bahnstrecke Solothurn - Moutier.

7500 Schadensmeldungen seit Samstag

Wegen der seit Samstag verbreiteten Gewitter wurden der Mobiliar bisher rund 7500 Schäden gemeldet, wie die Versicherung mitteilte. Sie rechnete mit einer Schadensumme von über 60 Millionen Franken. Mehr als zwei Drittel beträfen Fahrzeuge.

Inzwischen sind auch erste Schadenschätzungen der heftigen Gewitter in Cressier NE vom Dienstagabend bekannt. Allein die Gebäudeversicherung rechnete für die Region mit Schäden im Umfang von 15 Millionen Franken.

Aussergewöhnliche Wetterlage

Verantwortlich für die heftigen Gewitter ist die momentane, aussergewöhnliche Wetterlage. Die Schweiz befindet sich am Ostrand einer Tiefdruckrinne, diese Konstellation hat "aus Südwesten feucht-warme und gewitteranfällige Luft" gebracht, wie SRF Meteorologe Jürg Ackermann dem Onlineportal srf.ch sagte. Eine solche Wetterlage könne immer wieder einmal vorkommen. Dass sie nun aber so lange dauerhaft an einem Ort bleibe, sei aussergewöhnlich.

Alleine am Mittwochabend fielen in Langenbruck BL nach Angaben des Wetterdienstes Meteonews 62 Millimeter Niederschlag. Das sei knapp die Hälfte der ganzen Menge vom Monat Juni, schrieb der Wetterdienst auf Twitter. In Zürich-Flughafen fielen knapp 50 Milliliter Niederschlag.