München (Reuters) - Vom ersten Verlust zum Rekordgewinn in nur zwölf Monaten: Der größte europäische Autovermieter Sixt steuert rasant aus der Corona-Krise.

Sixt profitiert von steigenden Mietwagenpreisen, weil das Geschäft unerwartet stark angezogen hat, und hebt deshalb zum zweiten Mal innerhalb eines Monats die Gewinn- und Umsatzprognosen an. Das Familienunternehmen aus Pullach bei München rechnet für das laufende Jahr nun mit einem Umsatz von 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro, wie Sixt am Mittwoch mitteilte. Das sind 100 Millionen mehr als noch im September erwartet und bis zu 50 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020. Der Gewinn vor Steuern soll mit 390 bis 450 Millionen Euro sogar das Rekordniveau des Vorkrisen-Jahres 2019 von 308 Millionen Euro deutlich übertreffen.

Bisher hatte Sixt mit 300 bis 330 Millionen Euro kalkuliert; Analysten waren im Schnitt von 326 Millionen ausgegangen. Das trieb die Stammaktien am Mittwoch um 3,3 Prozent auf ein Allzeithoch von 145,90 Euro. 2020 stand mit 82 Millionen Euro der erste Verlust vor Steuern seit 50 Jahren zu Buche.

Die Erholung im Tourismus und bei Dienstreisen trifft nun auf ein knappes Angebot an Mietwagen, weil viele Anbieter - auch Sixt - ihre Flotten in der Corona-Krise verkleinert hatten und die Autobauer wegen des globalen Chip-Mangels Schwierigkeiten haben, für ausreichend Nachschub zu sorgen. Das treibt die Preise. Das Statistische Bundesamt hatte für August einen Anstieg um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr ermittelt - auch weil viele Urlauber wegen der Ansteckungsgefahr lieber mit dem Auto fuhren. Sixt zufolge sind die Preise und das Buchungsaufkommen auch nach dem Ende der Sommer-Saison im September nicht so stark abgebröckelt wie in normalen Jahren.

Nach vorläufigen Zahlen steht bei Sixt allein für das dritte Quartal ein Vorsteuergewinn von 253 (2020: 66) Millionen Euro zu Buche, mehr als Analysten erwartet hatten und fast vier Mal so viel wie vor Jahresfrist. Der Umsatz schnellte zwischen Juli und September um 72 Prozent auf 795 Millionen Euro. Vor allem in den USA habe die Nachfrage im September die Erwartungen übertroffen.

"Die Investitionen in unsere Internationalisierungs- und Digitalisierungsstrategie zahlen sich zunehmend aus", erklärte Co-Vorstandschef Alexander Sixt, der die Konzernführung im Juni zusammen mit seinem Bruder Konstantin von Vater Erich übernommen hatte. "Insbesondere in den USA setzen wir unseren Wachstumskurs fort und konnten Marktanteile gewinnen." Dort hatte Sixt - die Nummer vier auf dem Markt - in der Krise die Gunst der Stunde genutzt und sich von der angeschlagenen Konkurrenz begehrte Standorte vor allem an Flughäfen gesichert.