München (Reuters) - Hohe Mietwagenpreise und Nachholeffekte bei Reisen nach dem Ende der Corona-Beschränkungen spülen dem Autovermieter Sixt so viel Geld in die Kassen wie nie zuvor.

Der Konzern konnte den Gewinn vor Steuern im ersten Halbjahr auf 223 (Vorjahr: 64) mehr als verdreifachen, wie das Unternehmen aus Pullach bei München am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz schnellte um 59 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro nach oben. In den meisten Ländern seien die Corona-Beschränkungen wieder komplett aufgehoben, sagte Co-Chef Alexander Sixt. "Die Leute wollen wieder uneingeschränkt reisen." Die Lage an den Flughäfen sei sehr unglücklich. "Hier könnte es positive Effekte geben, dass die Leute von Flugreisen absehen und mit dem Auto in den Urlaub fahren."

Für das Gesamtjahr hält es Sixt nun für möglich, beim Gewinn das obere Ende der Spanne von 380 bis 480 Millionen Euro zu erreichen. An der Umsatzprognose von einem kräftigen Plus hält der Europcar-Rivale fest. Für die Sommermonate sei eine weiterhin hohe Nachfrage zu erwarten. "Demgegenüber bestehen für die letzten Monate des Geschäftsjahres 2022 erhebliche Unsicherheiten angesichts der zahlreichen drohenden gesamtwirtschaftlichen Schwierigkeiten in Europa und den USA", erklärte der Konzern.

An der Börse gaben die Aktien mehr als sieben Prozent nach. Jefferies-Analyst Constantin Hesse sagte, eine Rolle könnte spielen, dass am Markt mit einer höheren Prognose gerechnet worden sei. Allerdings sei Sixt bekannt dafür, zurückhaltend bei seinen Vorhersagen zu sein. Zudem dürften sich die Zeiten der hohen Mietwagenpreise einem Ende nähern, wenn sich ab kommendem Jahr die Versorgung mit Neuwagen bessere, sagte der Analyst. "Den Rückgang kann man nicht aufhalten." Die Preise dürften dann unter den derzeitigen Rekordwerten, aber wohl über dem Niveau von 2019 liegen.

Die Autobranche weltweit leidet immer noch unter dem Halbleitermangel, der die Produktion dämpft. Das wiederum erlaubt ihr, von den Kunden mehr Geld für ihre Fahrzeuge zu verlangen. Sixt habe zuletzt schon Autos länger als eigentlich geplant im Bestand behalten, um seine Flotte auszubauen. Alexander Sixt sagte, noch sei nicht abzusehen, ob es 2023 zu einer Entspannung bei den Autoherstellern komme.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)