Düsseldorf (Reuters) - Nach dem überraschende Führungswechsel beim Energiekonzern Uniper hoffen die Arbeitnehmervertreter auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der neuen Führung.

"Das war ein Paukenschlag. Dadurch ist bei den Mitarbeitern erneut Unsicherheit reingekommen", sagte Betriebsratschef Harald Seegatz am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Der neue Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach sei näher dran am Mehrheitsaktionär Fortum als sein Vorgänger Andreas Schierenbeck. "Wir hoffen auf eine offene und transparente Zusammenarbeit mit dem Vorstand, so wie wir es aus der Vergangenheit gewohnt sind", betonte Seegatz.

Fortum hatte am Vortag überraschen die Uniper-Spitze umgebaut. Der erst seit Mitte 2019 amtierende Vorstandschef Andreas Schierenbeck musste sofort seinen Hut nehmen, ebenso Finanzchef Sascha Bibert. Schierenbecks Nachfolger Maubach war früher Vorstand beim Energieriesen E.ON - dem ehemaligen Mutterkonzern von Uniper. Maubachs Nähe zu Fortum lässt sich auch daran erkennen, dass er dem Aufsichtsrat von Fortum angehörte - bis er am Montag über Fortum seinen Abschied aus den Kontrollgremium mitteilen ließ. Bei Uniper ist er sogar Chef des Aufsichtsrats - ein Amt, das er nach der Hauptversammlung des Konzerns am 19. Mai an Fortum-Chef Markus Rauramo abgeben soll.

"Unsere Eigenständigkeit als Uniper ist natürlich durch die jetzigen Maßnahmen verwässert", räumt Bertriebsratchef Seegatz ein. "Wir wollen von Fortum wissen, wann sie einen Beherrschungsvertrag anstreben." Die Uniper-Mitarbeiter haben eine Standort- und Beschäftigungszusage bis Ende 2026.

Fortum hatte am Montag seine Zusage bestätigt, bis Ende 2021 auf einen Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvertrag mit Uniper sowie auf einen Squeeze-Out zu verzichten. "Für die Zeit danach ist noch keine Entscheidung gefallen." Die Finnen halten nach letzten Meldungen rund drei Viertel der Anteile. An der Börse gaben die Aktienkurse beider Unternehmen am Dienstag zeitweise um über zwei Prozent nach. Analysten verwiesen darauf, dass die Hindernisse für eine gute Kooperation schwieriger als bislang angenommen sein könnten. Branchenexperten mutmaßen, dass Fortum etwa das kohlelastige Kraftwerksgeschäft von Uniper in Russland abstoßen will.