Stäfa (awp) - Der Hörsystem-Hersteller Sonova publiziert am Montag, 15. November, die Ergebnisse zum ersten Halbjahr (per 30. September) des laufenden Geschäftsjahres 2021/22. Insgesamt haben sechs Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2021/22E
(in Mio Fr.)    AWP-Konsens   H1 2020/21A   

Umsatz              1580         1070          
EBITA              399,4        174,3         
Reingewinn         301,4        203,3         

FOKUS: Im Hörgerätemarkt stehen die Zeichen derzeit grundsätzlich auf Erholung. Laut Analysten dürften vor allem die privaten Märkte in den USA, Grossbritannien und Frankreich wieder stärker gewachsen sein. Allenfalls noch einige Fragezeichen gibt es etwa bei staatlichen Gesundheitsversorgern wie Veteran Affairs in den USA oder dem NHS in Grossbritannien. Nichtsdestotrotz dürfte Sonova - auch dank der starken Paradise-Plattform - weitere Marktanteile gewonnen haben. Gelobt wird von Analysten ausserdem das "starke Kostenmanagement" des Konzerns während der Pandemie. Sonova hatte zum Corona-Ausbruch in mehreren Bereichen den Rotstift angesetzt.

Längerfristig könnte ein Risiko für Sonova von der neuen Hörgeräterichtline der US-Regierung ausgehen, was den sogenannten Over-the-counter (OTC)-Verkauf von Hörgeräten anbelangt. CEO Arnd Kaldowski hatte allerdings im Juli noch abgewiegelt, was das Thema anbelangt. "Das veröffentlichte Dekret stellt keine Änderung des bereits 2017 verabschiedeten Gesetzes zu OTC-Hörgeräten dar", sagt er damals in einem Interview. Mit dem angegebenen Zeitrahmen habe man gerechnet. Auch die Übernahme von Sennheiser habe nicht in diesem Kontext gestanden, sondern solle dem Ausbau des Produktportfolios dienen.

Für Sonova ist die Richtlinie laut Experten ein Risiko, weil befürchtet wird, dass sie Firmen wie Apple, Samsung oder Sony den Einstieg in den OTC-Hörgeräte-Markt erleichtern könnte.

ZIELE: Die Guidance von Sonova für das Gesamtjahr 2021/22 lautet derzeit gemäss Website des Konzerns: Angestrebt wird eine Steigerung des konsolidierten Umsatzes von 24 bis 28 Prozent und ein bereinigtes EBITA-Wachstum von 34 bis 42 Prozent - beides gemessen zu konstanten Wechselkursen. Die geplante Akquisition der Sennheiser Consumer Division ist in diesem Ausblick noch nicht berücksichtigt.

PRO MEMORIA: Anfang dieser Woche sorgte ein Bericht der "NZZ am Sonntag" für etwas Wirbel, wonach Sonova mit gewissen Cochlea-Implantaten grössere Probleme haben solle. So hätten zwei Modelle der Tochter Advanced Bionics, die bereits im Februar 2020 zurückgerufen worden waren, noch deutlich mehr Probleme gehabt als bisher erwartet. Die Zeitung schrieb von einer sehr hohen Ausfallrate und neu gesetzten Implantaten. Sonova liess über eine Sprecher ausrichten, dass man "umgehend gehandelt habe". Für mögliche Produkthaftungsansprüche habe Advanced Bionics eine Rückstellung gebildet.

Bereits im September hatte CEO Arnd Kaldowski am Investorentag der Stäfner gesagt, dass er für Übernahmen mehr Geld in die Hand nehmen will. Für geeignete Akquisen wolle das Management nun bis zu 100 Millionen Franken pro Jahr ausgeben. Zuvor veranschlagte das Unternehmen dafür jährlich jeweils 50 bis 70 Millionen. Sonova könne mit einer gesunden Bilanz im Rücken seine finanzielle und strategische Flexibilität dabei voll ausspielen, hiess es.

AKTIENKURS: Die Sonova-Aktien haben im laufenden Jahr mit einem Plus von rund 67 Prozent bisher massiv zugelegt. Derzeit bewegen sie sich derzeit rund 386 Franken allerdings wieder etwas unterhalb des erste kürzlich erzielten Allzeithochs bei 402 Franken. Der erwähnte Artikel der "NZZ am Sonntag" (siehe Pro Memoria), wonach es Probleme mit den Cochlea-Implantaten der US-Tochter Advanced Bionics gebe, setzte die Aktien zu Beginn der Woche etwas unter Druck. Von diesem "Mini-Taucher" haben sie sich aber bereits wieder erholt.

Website: www.sonova.com

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