FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Verwaltungsratspräsident der schweizerischen Großbank UBS und ehemalige Bundesbankpräsident Axel Weber hat die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert. Zu den jüngsten Entscheidungen der Notenbank sagte Weber der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwochausgabe): "Diesen Schritt der EZB fand ich voreilig und nicht angemessen."

Im November wird die ehemalige Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, die Nachfolge von Mario Draghi an der Spitze der EZB übernehmen. Auch mit Blick auf den Wechsel an der EZB-Spitze kritisierte Weber die jüngsten geldpolitischen Beschlüsse. "Diese Entscheidung, die Geldpolitik auf Jahre hinaus so festzulegen, hätte man vielleicht besser der Nachfolgerin Christine Lagarde überlassen. Ihre Hände sind nun erstmal gebunden", sagte Weber. Unter anderem hatte die EZB höhere Strafzinsen auf Einlagen der Banken bei der EZB und die Neuauflage von Anleihekäufen beschlossen.

Wegen der extrem lockeren Geldpolitik der EZB erwartet der UBS-Chef schwierige Zeiten für die europäischen Banken. "Der Druck steigt. Europäische Banken konzentrieren sich viel zu sehr auf den europäischen Markt, der zu wenig Erträge abwirft. Im globalen Wettbewerb aufzuholen wird für Banken des Euroraums sehr schwer."

Die niedrigen Zinsen im Euroraum und der damit verbundene schwache Euro hätten die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Europa künstlich gestützt, sagte Weber. "Es ist dringend notwendig, dass sich Europa strukturell auf die Trends der Zukunft ausrichtet. Das passiert aber nicht."

An den Amtsantritt der künftigen Notenbankpräsidentin Lagarde knüpft der ehemalige Bundesbankpräsident klare Erwartungen: "Notenbanken müssen jetzt wieder eine neue Distanz finden. Sie dürfen nicht als Lückenbüßer für Fehlentscheidungen von Investoren oder als Reparaturbetrieb verfehlter Politik herhalten."/jkr/he