PARIS (dpa-AFX) - In der Affäre um den Verkauf von Adidas-Anteilen durch den kürzlich gestorbenen Ex-Eigner Bernard Tapie hat ein Gericht in Paris den Chef des französischen Telekomunternehmens Orange, Stéphane Richard, zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder muss der einstige Leiter des engsten Mitarbeiterstabes der damaligen Wirtschaftsministerin Christine Lagarde außerdem 50 000 Euro Strafgeld zahlen, urteilte das Gericht am Mittwoch. Drei weitere Angeklagte, darunter Tapies langjähriger Anwalt, wurden zu Strafen zwischen zwei Jahren auf Bewährung und drei Jahren Haft sowie hohen Geldstrafen verurteilt.

In dem Pariser Berufsprozess ging es um eine komplizierte Affäre, die die französische Justiz seit Jahren beschäftigt. Tapie hatte sich beim Verkauf von Anteilen am deutschen Sportartikelhersteller Adidas Anfang der 1990er Jahre von der damaligen Staatsbank Crédit Lyonnais geprellt gesehen und geklagt. In einem Schiedsverfahren bekam Tapie 2008 mehr als 400 Millionen Euro Entschädigung zugesprochen. Der Schiedsspruch wurde aber später von einem Zivilgericht aufgehoben. Um Veruntreuung öffentlicher Mittel ging es, weil die Entschädigung letztlich aus der Staatskasse kam.

Tapie hatte Vorwürfe von Manipulationen im Zuge des Schiedsverfahrens mehrfach zurückgewiesen. Der frühere Minister und Chef des Fußballclubs Olympique Marseille war im Sommer 2019 in erster Instanz freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen Berufung eingelegt. Nach einer Krebserkrankung war Tapie Anfang Oktober im Alter von 78 Jahren gestorben. Sein Freispruch hat damit Bestand./evs/DP/eas