HANNOVER/WOLFSBURG (dpa-AFX) - Für die rund 120 000 Beschäftigten im Haustarif beim Autobauer Volkswagen verlangt die IG Metall vier Prozent mehr Geld. Die Gewerkschaft erhob damit am Dienstag im Kern dieselbe Forderung vor den anstehenden Tarifgesprächen wie für die Kollegen aus dem Flächentarif in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Bei VW soll sich das angestrebte Plus aber voll in höheren Entgelten niederschlagen, während beim generellen Branchenabschluss auch ein teilweiser Ausgleich für Arbeitszeit-Reduzierungen angepeilt wird.

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh sprach auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur von "einer Forderung mit Augenmaß, die in die Zeit passt". Die Belegschaft arbeite seit Monaten unter anstrengenden Corona-Bedingungen, gleichzeitig ziehe sie beim Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitales mit - das Unternehmen stehe besser da als manch Wettbewerber. "Darum ist es nur angemessen und gerecht, wenn die Beschäftigten nun eine anständige Entgelterhöhung erwarten."

Eigentlich hätte es bereits im Frühjahr einen Abschluss geben sollen. Doch angesichts der ersten Corona-Welle schlossen Arbeitgeber und IG Metall zunächst einen "Not-Tarifvertrag", bei dem zentrale Punkte ausgeklammert wurden. Gewerkschaftsmitglieder sollen bei VW außerdem leichter Einmalzahlungen in freie Tage umwandeln können, hieß es aus der Bezirkszentrale für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in Hannover.

Osterloh sagte: "Wir als IG-Metall-Betriebsrätinnen und -Betriebsräte wissen, dass Bestimmung über die eigene Zeit für viele Kolleginnen und Kollegen superwichtig ist." Laut der Tarifforderung soll VW auch das Angebot von 1400 Lehrstellen pro Jahr bis 2030 aufrechterhalten.

Der Auftakt der Gespräche bei dem Autohersteller wird für Januar erwartet, in der Fläche könnte es schon vor Weihnachten losgehen. Die einzelnen regionalen Tarifkommissionen legten nach internen Beratungen ihre Position fest - sie folgten dabei der Empfehlung des IG-Metall-Bundesvorstands in Frankfurt. Demnach soll das Tarifplus entweder klassisch in Form von Lohnerhöhungen fließen oder teils für eine abgesenkte Arbeitszeit in Betrieben verrechnet werden können, denen die aktuelle Krise schwer zu schaffen macht. Vor allem kleine Firmen der Metallbranche sind von Auftragsrückgängen betroffen.

Für die Gebiete Niedersachsen, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und Sachsen-Anhalt verlangt die Gewerkschaft ebenso wie in anderen Regionen außerdem Verhandlungen über sogenannte Zukunftstarifverträge auf betrieblicher Ebene. Auch sollen Übernahmeregelungen für Azubis und dual Studierende gefunden werden. Im Osten werden überdies Schritte der Arbeitgeber in Richtung 35-Stunden-Woche erwartet - die tarifliche Arbeitszeit liegt dort noch bei 38 Stunden.

Der Vorstand der IG Metall berät am 26. November noch einmal abschließend über die Forderung. Warnstreiks in der Fläche sind nach dem Ablauf der Friedenspflichten vom 1. März an möglich./jap/DP/he