HAMBURG (dpa-AFX) - Der Wirkstoffforscher Evotec kann sich über prominente Unterstützung aus den USA freuen. Die Bill & Melinda Gates Foundation fördert das Hamburger MDax-Unternehmen mit 23,8 Millionen US-Dollar (rund 21 Mio Euro) bei der Suche nach neuen und wirksameren Behandlungsmethoden bei Tuberkulose.

An der Börse zog der Kurs der Evotec-Aktie am Dienstagvormittag um zuletzt rund drei Prozent an. Weniger das Geld als die zusätzliche Reputation durch den bekannten Partner helfe der Aktie, sagte ein Händler. Das Evotec-Papier hatte seit seinem Zwischenhoch Anfang April bei knapp 26 Euro wieder an Wert verloren. Seit Jahresbeginn beträgt das Kursplus aber immer noch mehr als ein Viertel.

Das Geld von der Bill & Melinda Gates Stiftung sei ein exzellenter Beweis für die Fähigkeiten des Wirkstoffforschers im Bereich der Infektionskrankheiten, schrieb Analyst Volker Braun von Bankhaus Lampe in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Es sei aber wohl auch kein Zufall, dass der Auftrag nur wenige Wochen nach der Bekanntgabe des Kaufs des US-Unternehmens Just Biotherapeutics komme, zu deren Investoren die Stiftung ebenfalls gehöre.

Evotec verdient sein Geld vor allem als Auftragsforscher für andere Pharmaunternehmen sowie für akademische Einrichtungen. Das zweite Geschäftsfeld besteht dagegen aus Kooperationen, bei denen Evotec mit Partnern gemeinsam forscht. Hier kann Evotec dann auch Rechte an den Entwicklungen besitzen. Auftraggeber gerade bei schwer behandelbaren Krankheiten waren in der Vergangenheit auch schon mehrere Stiftungen wie etwa die Michael J. Fox Foundation, von der Evotec Fördergelder für die Parkinson-Forschung erhalten hat.

Mit der Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates und dessen Ehefrau hat Evotec nun eine fünfjährige Partnerschaft vereinbart. Evotecs Aufgabe wird es sein, eine Datenbasis zur Auswahl der besten Wirkstoffkombinationen für klinische Phase-II-Studien zu generieren. Dabei werden von mehreren Pharmaunternehmen verschiedene Medikamentenkandidaten in einen Testpool eingebracht, erläuterte ein Sprecher. Ziel sei es, neue Behandlungsweisen zu entwickeln, mit denen die Behandlungsdauer reduziert und Resistenzen gegen bestehende Tuberkulose-Therapien überwunden werden können.

Tuberkulose zählt nach Unternehmensangaben zu den Infektionskrankheiten, die für besonders viele Todesfälle verantwortlich sind und ist eine der zehn häufigsten Todesursachen weltweit. Allein 2017 erkrankten zehn Millionen Menschen daran, 1,6 Millionen starben. Kleinkinder seien dabei überproportional stark betroffen. Die Krankheit wird durch die Luft übertragen, Verursacher sind Bakterien (Mycobacterium tuberculosis).

Die momentane Standardtherapie besteht laut Evotec aus einer Kombination von vier Wirkstoffen, die mindestens sechs Monate verabreicht werden. Die Therapie von resistenten Formen der Erkrankung dauere jedoch deutlich länger. Evotec soll sich nun auf die Suche nach Behandlungen begeben, die sowohl sicherer, wirksamer als auch schneller sind./tav/stw/stk