Die beiden einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis empfahlen den Nissan-Aktionären, auf der Hauptversammlung am 25. Juni gegen Saikawas Neubestellung zu stimmen. Sie fordern nach dem Skandal um Finanzverstöße des langjährigen, in Japan unter Anklage stehenden Renault-Nissan-Chefs Carlos Ghosn einen Neuanfang - ohne Saikawa, der viele Jahre mit Ghosn Hand in Hand arbeitete. Nissan müsse mit der Vergangenheit brechen und brauche eine neue, starke Chefetage, hieß es in einer Reuters am Mittwoch vorliegenden Empfehlung von Institutional Shareholder Services (ISS): "Die Wiederwahl von Hiroto Saikawa, der 14 Jahre im Vorstand war und eng mit Carlos Ghosn zusammenarbeitete, erscheint nicht angemessen."

Saikawa hatte im November die Vorwürfe gegen Ghosn nach internen Untersuchungen bei Nissan öffentlich gemacht und dafür gesorgt, dass der damalige Renault-Chef als Verwaltungsratschef bei Nissan abgesetzt wurde. Gegen Ghosn erhob die Staatsanwaltschaft in Tokio vier Anklagen wegen Veruntreuung von Firmengeldern und Verstoßes gegen Veröffentlichungspflichten. Der Franzose bestritt alles und erklärte, er sei Opfer eines Hinterhaltes seiner ehemaligen Vorstandskollegen bei Nissan. Sie hätten die von ihm angestrebte Fusion von Renault und Nissan verhindern wollen. Glass Lewis erklärte, Saikawa könne nicht erneut nominiert werden, denn er habe Aufsichtspflichten verletzt. Nissan lehnte einen Kommentar zu den Empfehlungen ab.

NEUE SPANNUNGEN ZWISCHEN RENAULT UND NISSAN

Der Streit um die Neuordnung des zwei Jahrezehnte alten Bündnisses von Renault und Nissan schwelt unterdessen weiter. Renaults jüngster Vorstoß, den geplanten Umbau der Nissan-Führungsstruktur auf der Hauptversammlung zu blockieren, bringe die Allianz in Gefahr, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Renault müsse sehr vorsichtig sei, um nicht das japanische Volk und die Aktionäre zu verärgern. Trotz gegenteiliger Worte versuchten die Franzosen derzeit, die Allianz zu zerstören.

Renault war vor kurzem auf Konfrontationskurs zu seinem langjährigen Partner Nissan gegangen. In einem vom Renault-Vorsitzenden Jean-Dominique Senard unterzeichneten Brief deuteten die Franzosen an, sie könnten mit ihrem Aktienpaket von 43,4 Prozent den seit langem geplanten Umbau der Nissan-Führungsstruktur auf der Hauptversammlung blockieren. Renault will mehr Vertreter in die neuen Nissan-Gremien entsenden als bisher vorgesehen. Nissan kritisierte den Vorstoß ungewöhnlich deutlich und nannte den Brief in einem Statement "höchst bedauerlich". Das Zögern der Japaner wiederum hatte dazu beigetragen, dass sich die von Fiat Chrysler im Mai angestoßene Fusion mit Renault vorerst zerschlug.