FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Nach dem massiven Kursverfall von fast 22 Prozent zu Wochenbeginn haben sich die SAP-Aktien am Dienstag ein wenig erholt. Mit plus 3,32 Prozent kosteten die Anteilsscheine am frühen Nachmittag 100,74 Euro. Positive Impulse lieferte die Nachricht, dass SAP-Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzender Hasso Plattner sowie Vorstandschef Christian Klein und Finanzvorstand Luka Mucic den Kursrückschlag für weitere Aktienkäufe genutzt hatten.

Wie aus einer Stimmrechtsmitteilung des Konzerns vom Dienstag hervorgeht, deckte sich Plattner mit SAP-Aktien im Wert von fast einer Viertel Milliarde Euro ein. Plattner ist der größte Einzelaktionär des wertvollsten deutschen börsennotierten Unternehmens und hielt zuletzt laut Bloomberg knapp 5,9 Prozent der Anteile, was einem aktuellen Wert von rund sieben Milliarden Euro entspricht.

Die SAP-Aktien waren am Montag wegen eines Strategieschwenks von Vorstandschef Christian Klein um mehr als ein Fünftel auf 97,50 Euro eingebrochen und damit wieder auf den Stand von Anfang April, als sich die Papiere gerade vom Corona-Crash erholt hatten. Dies war der höchste Tagesverlust der Papiere seit den 90er-Jahren.

SAP hatte die Anleger mit dem mittelfristigen Ausblick sowie den Ergebnissen für das dritte Quartal schwer enttäuscht. Die Corona-Pandemie setzt Europas größtem Softwarehersteller stärker zu als bisher gedacht. Weil die Nachfrage wegen neuer Beschränkungen zuletzt verhaltener ausfiel als erwartet, geht das Management nun von weniger Umsatz und operativem Gewinn in diesem Jahr aus. Klein legte zudem faktisch die ambitionierten Mittelfristziele für die Profitabilität 2023 ad acta, weil er den Konzern noch schneller auf den Bereich Cloudsoftware ausrichten will.

Dennoch bleiben die meisten Analysten SAP gewogen, wenn auch mit teils deutlich gesenkten Kurszielen. Analyst Markus Jost von Independent Research zeigte sich besonders enttäuscht, dass der Softwarekonzern bis 2023 kaum Fortschritte bei der Profitabilität erwartet. Den Kurseinbruch vom Wochenauftakt hält er aber für übertrieben, da der langfristige Wachstumstrend intakt sei. Er reduzierte sein Kursziel von 160 auf 140 Euro, behielt seine Kaufempfehlung für die Aktie aber bei.

Sein Kollege Nicolas David von der Investmentbank Oddo BHF sprach von durchwachsenen Zahlen. Das wirkliche Drama seien aber die sehr enttäuschenden mittelfristigen Ziele. David senkte seine operativen Ergebnisschätzungen bis 2022 und das Kursziel von 162 auf 138 Euro, beließ die Einstufung aber ebenfalls auf "Buy". Die negative Kursreaktion betrachtet auch er als übertrieben und betonte die damit einhergehende Attraktivität der Aktie.

Der Corona-Crash im Februar und im März hatte den SAP-Papieren arg zugesetzt. Der Kurs war im Tief bis auf fast 82 Euro abgestürzt, davor waren die Papiere nahezu 130 Euro wert gewesen. Danach ging es jedoch recht zügig wieder aufwärts. In den Sommermonaten übersprang der Kurs im Sog der Tech-Rally an den US-Börsen sogar erstmals die 140 Euro.

Der Charttechnik-Experte Marcel Mußler sieht die SAP-Titel auch nach ihrem Kurseinbruch vom Montag derzeit noch nicht als Schnäppchen. Dies wäre erst bei Kursen etwas über ihrem Crash-Tief aus dem März wieder der Fall, schrieb er in seinem täglichen Börsenbrief. Es werde lange dauern, bis SAP den jüngsten Kurssturz ausgeglichen habe. Zu den Hausse-Kandidaten zählten die Titel nun erst einmal nicht./edh/ajx/jha/

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