München (Reuters) - Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing gibt im Vorstand von Deutschlands größter Bank Macht ab.

Für das Investmentbanking und das Firmenkunden-Geschäft wird ab 1. Mai an Fabrizio Campelli zuständig sein, der bisher den Umbau des Frankfurter Geldhauses verantwortet, wie die Deutsche Bank am Montag mitteilte. Die Finanzaufsicht BaFin und die Europäische Zentralbank (EZB) hatten laut Finanzkreisen darauf gedrängt, dass Sewing die Doppelfunktion bald aufgibt, wie Reuters im Januar berichtet hatte. Der 50-Jährige hatte die Zuständigkeit für das Investmentbanking - die ertragreichste Sparte der Bank - im Sommer 2019 übernommen und dieses mit harter Hand zurück in die Spur gebracht. Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte, Sewing solle mehr "Freiraum" bekommen, sich auf Kunden, Nachhaltigkeit und Aufsichtsthemen zu konzentrieren.

Der Aufsichtsrat stärkte Sewing zugleich den Rücken: Obwohl sein Fünf-Jahres-Vertrag noch bis 2023 läuft, bekommt er einen neuen, bis April 2026 laufenden Kontrakt. Sewing übernimmt von Campelli vorübergehend das Personalressort. Personalchef Michael Ilgner fehlt noch die Lizenz als Bankvorstand. Campellis übrige Aufgaben gehen an Rebecca Short, die als zweite Frau in den Vorstand aufrückt. Sie ist dort auch für die interne "Bad Bank" und die damit verbundene Freisetzung von Kapital zuständig.

Der für die interne Organisation zuständige COO Frank Kuhnke verlässt die Deutsche Bank nach 35 Jahren, davon knapp zwei im Vorstand. Seine Position wird nicht neu besetzt. Kuhnkes Aufgaben werden auf Campelli und IT-Vorstand Bernd Leukert aufgeteilt. Auch der Abschied von Urgestein Stuart Lewis steht bevor: Der oberste Risikomanager der Bank, der seit neun Jahren und damit so lange wie kein anderer im Vorstand sitzt, geht zur Hauptversammlung 2022. Seine Nachfolge ist noch offen. Für die Themen Compliance und Bekämpfung von Finanzkriminalität soll schon ab Mai anstelle von Lewis Rechtsvorstand Stefan Simon zuständig sein.

Postbank-Chef Lars Stoy verantwortet künftig unterhalb des Vorstands das ganze Privatkunden-Geschäft in Deutschland. Er löst in dieser Funktion Vize-Vorstandschef Karl von Rohr ab, der weltweit für die Privatkunden-Sparte zuständig ist.