Frankfurt (Reuters) - Nach dem ersten Jahresgewinn seit sechs Jahren erhält Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing eine kräftige Gehaltserhöhung.

Sewings Gesamtvergütung legte 2020 um fast die Hälfte auf 7,4 Millionen Euro zu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Die Boni für alle Mitarbeiter von Deutschlands größten Geldhaus stiegen trotz eines Abbaus von mehreren tausend Stellen um 29 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Von Investoren, Gewerkschaften und aus der Politik hagelte es Kritik.

Insgesamt bezahlte die Deutsche Bank ihren Vorständen 50 Millionen Euro, nach 36 Millionen Euro im Jahr zuvor. Allerdings erhöhte sich die Zahl der Vorstände im Jahresdurchschnitt auf zehn von acht Mitgliedern. Sewing und seine Kollegen hätten eigentlich noch Anspruch auf 4,6 Millionen Euro mehr gehabt. Wegen der gesamtwirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie wurden aber bestimmte Gehaltskomponenten verringert. Am meisten tatsächlich auf dem Konto gelandet ist bei Finanzchef James von Moltke: Ihm flossen inklusive ausgezahlter Langfrist-Boni für die vergangenen Jahre 4,53 (2019: 5,19) Millionen Euro zu. An Sewing wurden 4,29 (4,41) Millionen Euro ausbezahlt.

Wegen der höheren Boni gab es auch wieder mehr Einkommens-Millionäre bei dem Geldhaus. 684 (583) Deutschbanker verdienten 2020 mehr als eine Million Euro. Der bestbezahlte Mitarbeiter erhielt zwischen zehn und elf Millionen Euro. Weltweit waren bei der Deutschen Bank Ende 2020 knapp 85.000 Menschen beschäftigt, drei Prozent weniger als Ende 2019.

Großinvestor Union Investment kritisierte die Höhe der Boni. "Das Missverhältnis von Boni und Dividenden ist eklatant", sagte Union-Analystin Vanda Rothacker. Die Bank sei weit von ihrem Ziel entfernt, den Gewinn annähernd zu gleichen Teilen an Mitarbeiter, Aktionäre und Gewinnrücklagen aufzuteilen. "Es passt nicht in die Zeit, dass die Deutsche Bank, die indirekt auch immer wieder von Rettungsschirmen profitiert hat, eine Corona-Party feiert", monierte der Linken-Finanzpolitiker Fabio De Masi.

Verdi-Vertreter Jan Duscheck, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, verwies auf die derzeit laufenden Streiks der Callcenter-Mitarbeiter, die eine Lohnerhöhung um rund sechs Prozent und ein 13. Monatsgehalt fordern. "Es passt überhaupt nicht zusammen, dass für die Spitzenverdiener der Deutschen Bank, wie die Investmentbanker, die Vergütung erhöht wird, während es für die Beschäftigten, die am unteren Ende des Gehaltsgefüges stehen, fast nichts geben soll."

RÜCKGANG DER ERTRÄGE ERWARTET

Die Frankfurter erzielten 2020 erstmals seit 2014 einen Gewinn - unter dem Strich stand ein Überschuss von 113 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatten sie wegen des Umbaus noch einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro erzielt. Nach Jahren mit milliardenhohen Verlusten hatte Sewing der Bank im Sommer 2019 eine neue Strategie gegeben. Ganze Sparten wie der Aktienhandel und das Geschäft mit Hedgefonds wurden geschlossen, der Fokus soll künftig mehr auf Firmen- und Privatkunden liegen. Weltweit werden 18.000 Arbeitplätze abgebaut.

Bis 2022 will die Bank ihre Eigenkapitalrendite nach Steuern auf acht Prozent steigern. An die Aktionäre sollen dann fünf Milliarden Euro ausgeschüttet werden.

Die Konzernerträge werden in diesem Jahr voraussichtlich unter den 24 Milliarden Euro aus 2020 liegen. Das liege vor allem an rückläufigen Einnahmen im Investmentbanking, räumte Sewing ein. Gleichzeitig werde aber die Risikovorsorge im Kreditgeschäft leicht zurückgehen. Die Deutsche Bank strebt für 2021 erneut einen Gewinn an.