Ich bin ehrlich versucht, ins Musikgeschäft einzusteigen und die ungefähr 14. Coverversion von Giorgio Moroders No. 1-Hits „Flashdance – What A Feeling“ aus dem lange vergangenen Jahr 1983 einzuspielen und auf den Markt zu bringen. Ich würde auch nur eine klitzekleine Textänderung im Titel bzw. Refrain vornehmen, würde gar nicht groß auffallen. Dafür aber das Lebensgefühl vieler Markteilnehmer und -beobachter während dieser dramatischen Handelswoche ganz außerordentlich gut beschreibt. „Flashcrash – What a Feeling“, oder? Ich meine, damit ist doch wirklich alles gesagt! Denn zwischen nackter Panik und beinahe hysterischer Ekstase war nahezu die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen vertreten. Sogar eine Prise Irrsinn und ein Jota Aberwitz waren dabei, schließlich startete justament am Tag nach dem „biggest one-day point drop ever“ im Dow Jones (WKN: 969420 / ISIN: US2605661048) mit der „Falcon Heavy“ die stärkste (wahlweise auch größte, längste etc.) Rakete der Welt zum Jungfernflug ins All. Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, vergessen Sie Han Solo, den Millenium Falcon und die ganze „Möge-die-Macht-mit-Dir-sein“-Mischpoke, jetzt kommt Elon Musk und lässt die (Achtung, Wortwitz der Woche!) Musk-eln spielen! Die Umschulung zum Rocket-Man scheint auch aus Sicht eines Berufsberaters durchaus sinnvoll, denn in seinem hauptsächlichen Tätigkeitsbereich als CEO eines eher weniger gutgehenden Elektroautobauers hatte der begeisterte Hobby-Flammenwerfer- und Mützenverkäufer Musk (ja, der Mann ist vielseitig interessiert!) die unangenehme Aufgabe, den nächsten Rekordverlust zu vermelden. Soviel zum Wahnsinn der Woche, jetzt zurück zum Thema. Wobei das strenggenommen nicht weniger verrückt ist:

Die Narren sind los

Nochmal von vorne, quasi in Zeitlupe – am Montag kollabierte der Dow Jones, crashte in der Spitze um rund 1.600 Punkte bzw. 5,3% und verbrannte dabei Abermilliarden Dollar, fragen Sie mal Warren Buffett. Dieser ungewöhnlich heftige Kursabsturz (der sich am Donnerstag wiederholte, aber das muss man nicht mehr kommentieren) fußte in der plötzlich aufkommenden Sorge um eine mögliche Zinsanhebung aufgrund der zuletzt überragenden Konjunkturdaten. Sollte Ihnen die beißende Ironie im letzten Satz aufgefallen sein – richtig, nichts davon ist in irgendeiner Form angemessen. Dass die Konjunktur dies- und jenseits des Atlantiks boomt, ist bekannt. Dass die Geld- bzw. Zinspolitik der Notenbanken einer längst überfälligen Straffung bedarf, ist ebenfalls nicht neu. Warum einigen Anlegern (oder besser Algo-Tradern) also ausgerechnet jetzt die Sicherungen durchgebrannt sind, wissen die Götter. Oder Elon Musk. Vielleicht passt es einfach nur zum Start in die heiße Phase der diesjährigen Karnevalssaison, dass die Narren nicht nur auf den Straßen, sondern auch auf dem Parkett das Kommando übernehmen. Fakt ist jedenfalls – im Idealfall sollte man Ruhe bewahren und den Sturm an sich vorüberziehen lassen. Das ist manchmal leichter gesagt, als getan, vor allem, wenn sich die eigenen Positionen dem Totalverlust gefährlich nähern. Dennoch – das Ende der (Börsen-)Welt wird zwar kommen, aber nicht heute. Morgen auch nicht, denn da ist Samstag. Und wir alle haben uns eine Auszeit verdient.

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.

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