Es gibt derzeit wohl nur wenige Unternehmen bzw. Aktien, die so polarisieren, wie der DAX-Aufsteiger Wirecard (WKN: 747206 / ISIN: DE0007472060) und der Elektrowagenpionier Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014). Die Gründe sind vielfältig, dennoch stößt man schnell auf Markus Braun, den Wirecard-Chef, bzw. Elon Musk, den Gründer von Tesla.

Wirecard und „die“ Kommunikation

Deutsche Unternehmen geraten selten ins Visier ausländischer Shortseller. Mit Wirecard gelang dies sogar einem DAX-Unternehmen und das nicht nur einmal. Der Vorwurf lautete Bilanzmanipulation. Zuletzt sah sich Wirecard gezwungen den Wirtschaftsprüfer KPMG mit einer Sonderuntersuchung zu beauftragen. Doch das nützte wenig, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. An der Börse sorgte die Bekanntgabe des Berichts eher für UnbehagenBekanntgabe des Berichts eher für Unbehagen. Das lag vor allem an der Kommunikation.

Der Bericht selbst lieferte keine Beweise für eine Bilanzmanipulation. Soweit so gut. Doch die Verzögerungen bei der Veröffentlichung des KPMG-Berichts und die lapidare Ankündigung der Verzögerung bei den Quartalszahlen setzten dem ganzen Unmut die Krone auf. Konzernchef Markus Braun bekam die volle Breitseite ab.

Denn in seiner Verantwortung liegt es letztlich, dass das Unternehmen so mißerabel durch die jüngsten Krisen kommuniziert hat – sehr zum Ärger seiner Anleger, die mit drastischen Kursbewegungen zurecht kommen musste. Während Braun die Kritik an seinem Tun bzw. Nichtstun lange Zeit ignorieren und abtun konnte, gelang ihm dies seit der DAX-Aufnahme im September nicht mehr.

Laute Kritik und Führungsumbau

Die Kritik an Wirecard gipfelte zuletzt in Aussagen über die fehlende Professionalität der Unternehmensführung. Hauptzeil war dabei stets Markus Braun, der seit 2002 die Geschicke von Wirecard führt. Doch einen kleinen Zahlungsabwickler zu führen ist etwas anderes, als einen global tätigen DAX-Konzern zu leiten. In der Folge wurde Konzernchef Markus Braun immer öfter und lauter in Frage gestellt. Zuletzt sogar von namhaften Fondsgesellschaft, die in Wirecard investiert sind.

In dieser Situation musste das Unternehmen, allen voran dessen Aufsichtsrat reagieren. Es folgte die wohl eleganteste Entmachtung eines Unternehmenslenkers: „Der CEO der Wirecard AG, Dr. Markus Braun, wird künftig den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die strategische Weiterentwicklung der Wirecard AG legen.“ So lautet die Zeile in der Pressemitteilung zum größten Führungsumbau der Wirecard-Geschichte zu seinem Chef.

Künftig hat Braun mit dem Amerikaner Dr. James H. Freis einen Compliance Vorstand an der Seite, der sich um die Bereiche Recht, Vertragswesen und Compliance kümmert. Insgesamt gibt es künftig sieben Vorstände, darunter neu auch das Vertriebsressort und der neu zu besetzende Posten des Chief Operating Officer. Und das Thema Kapitalmarktkommunikation wird künftig direkt bei CFO Alexander von Knoop angesiedelt sein. Verglichen mit seiner früheren Amtsfülle ist Braun damit fast alle Aufgaben los.

Tesla und das vorlaute Mundwerk von Elon Musk

Fast alle Aufgaben los wurde in der Vergangenheit bereits um Haaresbreite Elon Musk. Der Tesla-Gründer und findige Technologievisionär fiel in der Vergangenheit durch unglaubliche Ideen und deren Umsetzung einerseits, aber auch durch Ausraster, bekiffte Interviews oder undurchdachte Tweets auf. Zwischenzeitlich war die Sorge um die Twitterei von Musk so groß, dass er sich nur noch nach Absprache äußern durfte.

In jüngster Zeit wäre dies wieder wünschenswert gewesen. Das was Markus Braun zu wenig tat – zeitnah und offen zu kommunizieren – tut Tesla umso eher. Am 1. Mai twitterte er, dass der Kurs der Tesla-Aktie seiner Ansicht nach zu hochder Kurs der Tesla-Aktie seiner Ansicht nach zu hoch sei. Kein vernünftiger CEO tut das, wenn er nicht Ärger mit seinen Anlegern risikieren will. Doch das alles ficht Musk nicht an.

Trotziges Kind vs. Wundermanager

Die Reaktion an der Börse auf die Aussagen des Tesla-Großaktionärs kamen nicht nur bei den anderen Anlegern schlecht an. Einmal mehr nimmt sich die US-Börsenaufsicht SEC den Tweets von Musk an. In seiner Position darf er sich nicht wie ein Teenie verhalten und seine Gedankenblitze bei Twitter raushauen. Insofern ist die Führung von Tesla auch nur bedingt Blue-Chip-gerecht.

Noch übler wurde es am vergangenen Wochenende, als Musk wie ein trotziges Kind verlangte, dass seine Fabriken in Kalifornien sofort wieder öffnen sollen – Corona-bedingt ruht dort derzeit die Produktion. Da dies natürlich nicht erlaubt wurde, drohte er mit Verlagerung seiner Zentrale aus Kalifornien weg und entsprechende Klagen. Eine Lösung für den Produktionsstillstand ist aufgrund dieses Verhaltens nicht in Sicht. Aktionäre wiederum dürften mittlerweile ebenso von Musk genervt sein, wie er über Kalifornien.

Management ist wichtig für die Bewertung eines Unternehmens

Beide Fälle zeigen, dass Führungskräfte und Gründer durchaus ein Unternehmen sehr weit voranbringen und den Aktienkurs nach oben treiben können. Doch irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo es auf Professionalität ankommt. Da schaden dann schlechte Kommunikation wie bei Wirecard genauso wie schlechtes Verhalten bei Tesla-Gründer Musk. Für Anleger heißt das:

Das Produkt kann noch so gut sein, wenn das Management nicht entsprechend agiert, wird man als Anleger keine Freude haben. Daher werden solche Köpfe wie Braun oder Musk über kurz oder lang an die Leine gelegt oder kalt gestellt. Warren Buffett sagte einmal: „Kaufe Aktien von Unternehmen, die so wundervoll sind, dass ein Idiot diese leiten kann, denn früher oder später wird es einer tun.“ Der Wahrheitsgehalt dieses Satzes zeigt sich derzeit in den genannten Fällen. Die Zukunft wird zeigen, ob sich dieses Bonmot tatsächlich bewahrheitet und Wirecard und Tesla „wundervolle“ Unternehmen sind oder eben nicht.

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund – und verlieren Sie Ihren Optimismus nicht.

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Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Bildquelle: Pressefoto Tesla