Zürich (awp) - Der aktivistische Investor Knight Vinke will die Dekotierung des Stromversorgers Alpiq verhindern. Das Übernahmeangebot sei viel zu niedrig.

 

Der Plan, die Kleinaktionäre möglicherweise aus dem Aktionariat zu drängen (Squeeze-out) und Alpiq von der Börse zu nehmen, müsse "sofort aufgegeben" werden, fordert Knight Vinke im Vorfeld der ausserordentlichen Generalversammlung vom (morgigen) Mittwoch in einem Brief an den Alpiq-Verwaltungsrat (VR), der AWP vorliegt.

 

Knight Vinke hält den Angaben zufolge 1,3 Prozent an Alpiq. Die Amerikaner betonen in ihrem Schreiben, man wolle den Alpiq-Kauf nicht stoppen. Aber man wolle nicht von der Möglichkeit ausgeschlossen werden, als langfristige Investoren am Potenzial der Firma teilzuhaben.

 

"Wir und andere Investoren glauben, dass das Angebot das Unternehmen massiv unterbewertet und werden deshalb unsere Aktien nicht andienen", zitiert das Blatt aus dem Brief.

 

Dekotierung im Oktober geplant

 

Die Credit-Suisse-Tochter CSA kontrolliert zusammen mit kooperierenden Aktionärsgruppen rund 88 Prozent an Alpiq und bietet für die restlichen Aktien 70 Franken je Stück. Die Übernahme soll voraussichtlich am 9. Oktober abgeschlossen sein, anschliessend sollen die Aktien von der Börse genommen werden.

 

Ab der Schwelle von 98 Prozent kann ein Aktionär ein Squeeze-out vollziehen und die restlichen Aktionäre zum vorgeschlagenen Preis gegen ihren Willen aus dem Aktionariat drängen. Ab 90 Prozent besteht die Möglichkeit einer Abfindungsfusion, die für CSA nach eigenem Bekunden eine Option sei.

 

Der französische Energiekonzern Électricité de France hatte im April seine Alpiq-Beteiligung von 25 Prozent zu 70 Franken je Aktie an die bestehenden Aktionäre EOS Holding und Primeo Energie verkauft. Vor elf Jahren kosteten die Valoren 730 Franken. Finanziert wurde die Transaktion von der erwähnten CSA Energie-Infrastruktur Schweiz, einem Fonds von 135 Schweizer Pensionskassen.

 

Neue Beurteilung gefordert

 

Nun müssten die Alpiq-Aktien mit einer neuen unabhängigen Beurteilung des CSA-Angebots neu bewertet werden, fordert Knight. Denn zum einen sei die Fairness Opinion der Beratergesellschaft PwC "ernsthaft fehlerhaft". Zum anderen habe PwC Interessenkonflikte, da sie als Prüfgesellschaft für die Credit Suisse agiere.

 

"Wir glauben, dass PwC möglicherweise eine Reihe von methodischen Fehlern begangen hat", hält Knight fest. "Die Korrektur dieser Fehler würde dazu führen, dass die Bewertung von Alpiq um 50 bis 75 Prozent steigt." Der Preis pro Aktie würde damit also nicht bei 70 Franken, sondern bei 105 bis 123 Franken liegen.

 

Mangel an Visionen

 

Die Pläne, Alpiq von der Börse zu nehmen und die Publikumsaktionäre mit einem Abschlag zum Buchwert abzuspeisen, sind laut Knight "opportunistisch" und offenbaren einen "Mangel an Vision". Denn um sich in Zukunft weiterzuentwickeln, brauche Alpiq Kapital.

 

Auch die Corporate Governance bei Alpiq sei "stossend". Zwölf der dreizehn VR-Mitglieder seien aufgrund von Verbindungen zu CSA in den Ausstand getreten. Es herrsche zudem eine "krasse" Informationsasymmetrie zwischen den Käufern und den Minderheitsaktionären.

 

Der Investor Knight Vinke ist kein Unbekannter in der Schweiz. Eric Knight, der Chef von Knight Vinke, versuchte bis 2015 als kleiner UBS-Aktionär die Grossbank dazu zu bringen, ihre Investmentbank abzuspalten.

 

ra/uh